Wie bereits im letzten Jahr sicherten wir gestern den Christopher Street Day in Schwäbisch Hall notfallmedizinisch ab. Rund 400 Teilnehmer*innen liefen in einem bunten Zug durch die Innenstadt von Schwäbisch Hall. Im Anschluss an die Demonstration gab es ein Sommerfest mit leckerem veganen Döner.
Während am gestrigen Samstag in Budapest rund 180.000 Menschen trotz Verbots durch die ultrarechte ungarische Regierung an einer Pride teilnahmen, beteiligten sich in Stuttgart 700 bis 800 Personen an der Critical Pride, einem alternativen Christopher Street Day, der den Fokus stärker auf eine politische Demonstration statt einer Parade mit Party legt. Mehr zu den Hintergründen der Christopher Street Days und Prides findet ihr in unserem Post vom 8. Juni zum CSD Tübingen.
Bei kuscheligen 34°C zog die Demonstration vom kleinen Schlossplatz im Kreis durch die Innenstadt Stuttgarts und kehrte nach einer Zwischenkundgebung am Rotebühlplatz zum kleinen Schlossplatz zurück. Im Anschluss fand noch ein Hoffest im Primsa Bad-Cannstatt statt, das zuletzt mehrfach Ziel queerfeindlicher Angriffe war.
Wir sicherten die Demonstration und das Fest sanitätsdienstlich ab. Dabei hätten wir insgesamt 10 Behandlungen, von denen eine zur Weiterbehandlung an ein Krankenhaus verwiesen wurde.
+++ mindestens 14 Patient*innen, 2x Rettungsdienst, Polizei behindert mehrfach medizinische Versorgung, rund 1200 Teilnehmer*innen auf dem CSD +++
Pforzheim, den 14 Juni 2025, überall in Deutschland mobilisiert in diesen Tagen eine erstarkende Neonazi-Szene gegen Christopher-Street-Days (CSDs), so auch an diesem Samstag in Pforzheim. Rund 70 Personen aus dem rechtsextremen Spektrum folgten dem Aufruf des sogenannten „Störtrupps“. Mit 1200 Personen übersteigt die Teilnehmendenzahl des CSDs diese rechten Proteste bei weitem. Außerdem hatten verschiedene antifaschistische Bündnisse zu einem direkten Protest gegen die rechte Demonstration aufgerufen. Hier beteiligten sich rund 300 Personen. Dabei setzte die Polizei die Demonstration der Rechten trotz eines Blockadeversuchs durch. Es kam mehrfach zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstrierenden, sowie zu einer Einkesselungssituation.
Als Sanitätsgruppe Süd-West e.V. waren wir als ehrenamtlicher Sanitätsdienst der antifaschistischen Proteste vor Ort und unterstützten die Kolleg*innen des DRK Pforzheim bei der sanitätsdienstlichen Absicherung des Christopher Street Days. Dabei versorgten wir insgesamt 13 Patient*innen (9x chirurgische und 4x internistisch; Versorgungszahlen des DRK Pforzheim nicht mit eingerechnet, Patient*in aus 1. Situation unten nicht mit eingerechnet). Dabei kam es zwei Mal zu einer massiven Behinderung der medizinischen Behandlung durch die Polizei:
In der ersten Situation ließ die Polizei unser vor Ort befindliches Sanitätsteam nicht zu der*m Patient*in durch. Stattdessen wurde unserem Team unterstellt, dass wir keine „richtigen Sanitäter*innen“ wären. Im weiteren Verlauf wurden die Anfragen unseres Teams durchgelassen zu werden von der Polizei einfach ignoriert. Die Patient*innenversorgung musste schließlich vom DRK Pforzheim übernommen werden. Die medizinische Behandlung vor Ort wird grundsätzlich durch die höchstausgebildeste medizinische Einsatzkraft geleitet. Diese Funktion hatte in diesem Falle der*die in unserem Team befindeliche Notfallsanitäter*in (3-jährige Berufsausbildung), der*die nicht zur Patientin durchgelassen wurde, inne. Durch dieses Vorgehen der Polizei wurde eine unnötige Gefährdung der zu behandelnden Person erzeugt.
In einer zweiten Situation wurde unser Team bei einer Patient*innenbehandlung stark behindert. Trotz mehrfacher Aufforderung ließ die Polizei keinen Platz für eine adäquate Behandlung und stand eng um den*die Patient*in herum. Mehrfach schubste die Polizei ohne ersichtlichen Grund in der Nähe stehende Personen herum und gefährdete unser Team und die Patient*in dadurch zusätzlich. Im Verlauf wurde dann ohne Rücksicht auf die immer noch stattfindende medizinische Versorgung durch die Polizei mit einer Erkennungsdienstlichen Behandlung (ED-Behandlung) begonnen.
Beide Patient*innen wurden zur weiteren Versorgung mit dem öffentlichen Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht.
Wir kritisieren scharf das Verhalten der Polizei in diesen Situationen, welche vorsätzlich die notfallmedizinische Behandlung behinderte. Bedanken möchten wir uns hingengen beim DRK und dem ASB aus Pforzheim für die gute und kollegiale Zusammenarbeit.
(Die Personenzahlen der Veranstaltungen beruhen auf Schätzung unserer Einsatzkräfte vor Ort und können von den Angaben der Polizei und Veranstalter*innen abweichen.)
Am gestrigen Samstag sicherten wir den Christopher Street Day (CSD) in Tübingen sanitätsdienstlich ab. Der Name dieses Protesttags für queere Rechte geht auf einen Aufstand queerer Menschen am 28. Juni 1969 in der New Yorker Christopher Street zurück. Hintergrund waren wiederkehrende, gewalttätige Razzien der Polizei in Kneipen mit vielen trans- und homosexuellen Kund*innen, so auch an diesem Tag im Stonewall Inn, das dem Aufstand den Namen Stonewall-Aufstand gab. Es kam zu tagelangen Straßenschlachten. Im Jahr nach dem Aufstand fand eine Demonstration in Gedenken an den Aufstand statt. In den Folgejahre entstand daraus die internationale Tradition im Frühsommer für die Rechte von LSBTTIQA+ Personen auf die Straße zu gehen.
Der CSD in Tübingen startete in diesem Jahr vom Marktplatz vor dem Rathaus. Nach einer kurzen Auftaktkundgebung, bei der auch ein frisch vermähltes Ehepaar auf dem Balkon des Rathauses spontan mit großem Applaus begrüßt wurde, setzte sich der Demonstrationszug mit rund 2300 Personen in Bewegung. Die Pride lief bei wechselhaftem Wetter in einem Bogen durch die Innenstadt und machte an der Kreuzung Wilhelmsstraße/Am Stadtgraben eine Zwischenkundgebung. Nach der anschließenden Überquerung der Eberhardsbrücke bog der CSD in die Uhlandstraße ein und endete am RACT Festival, das am Kastanienrondell stattfand.
Wir begleiteten die bunte Demonstration mit 8 Sanitätskräften und hatten 4 Behandlungen. Das RACT Festival wurde vom DRK Tübingen sanitätsdienstlich abgesichert.
Am gestrigen Freitag sicherten wir die „Critical Pride“ in Stuttgart ab, an der sich über 500 Personen beteiligten. Ziel des alternativen Christopher Street Days war ein stärkerer Fokus auf die politischen Forderungen, die sonst gerne in der Party größerer CSDs untergehen. Es war eine bunte und Laute Demonstration, die u.a. mit Konfetti-Kanonen auf sich aufmerksam machte. Wir hatten 4 kleinere Versorgungen.
Doch damit war für einen Teil unserer Leute noch lange nicht Schluss. Ohne Pause ging es weiter zum nächsten Einsatz, den Protesten gegen den Bundesparteitag der sogenannten Alternative für Deutschland am heutigen Samstag in Essen.
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