Pressemitteilung Nr. 20 – Sanitätsdienst bei Gegenprotesten zum Naziaufmarsch in Bruchsal

+++ mindestens 31 Verletzte, Nazi-Kleingruppen greifen Antifaschisten an +++

Bruchsal, den 19. März 2016, Die Sanitätsgruppe Süd-West sicherte am heutigen Samstag zusammen mit anderen Sanitätsgruppen die Gegenproteste gegen den Naziaufmarsch in Bruchsal ab. Dem Aufruf eins großen Bündnisses zu einem antifaschistischen Fest mit Demonstration und anschließendem Protest in Hörweite der Nazis waren viele Bruchsaler gefolgt. Außerdem wurde aus Antifa-Kreisen zu einer Mahnwache mobilisiert. Von den Sanitätern vor Ort wurden im Verlauf der Gegenveranstaltungen insgesamt 31 Patienten versorgt. Diese schlüsseln sich wie folgt auf: 17 Verletzte durch Einwirkung von Pfefferspray, 6 Verletzungen in Gesicht und Kopf durch stumpfe Gewalteinwirkung, 5 Prellungen an Extremitäten, 2 Schürfwunden, 1 Verstauchung.

„Bemerkenswert war am heutigen Tage vor allem, dass Berichten verschiedener Gegendemonstranten zufolge es wiederholt zu Angriffen kleiner Nazi-Gruppen auf AntifaschistInnen im Stadtgebiet kam. Unsere Einsatzkräfte selbst konnten miterleben, wie eine Kleingruppe Faschisten das Ende eines Demozugs mit Bierflaschen bewarf. Später musste von uns ein Passant versorgt werden, der in der Einkaufspassage von Bruchsal von Nazis zusammengeschlagen wurde, nachdem er diese nach dem Weg gefragt hatte.“ beschreibt Lena Schmidt, Pressesprecherin der Sanitätsgruppe Süd-West die Vorkommnisse.


Pressemitteilung Nr. 19 – Stellungnahme zum Vorwurf erfundener Patientenzahlen (Bildungsplanproteste)

+++ Patientenzahlen realistisch, rund 80 Patienten durch Pfefferspray +++

Stuttgart, den 1. März 2016, Hiermit nimmt die Sanitätsgruppe Süd-West Stellung zu dem Vorwurf von Herrn Peterson, Pressesprecher der Polizei, „aus der Luft gegriffene“ Patientenzahlen nach den Bildungsplanprotesten am Wochenende veröffentlicht zu haben. Lena Schmidt, Pressesprecherin der Sanitätsgruppe Süd-West kommentiert die Aussage: „Die Zahlen sind von unseren Einsatzkräften zusammengesammelt, die jeweils für sich ihre Behandlungen dokumentiert haben. Wenn die Polizei über Minuten immer wieder Pfefferspray in eine Menschenmenge sprüht und im Anschluss davon ausgeht dabei niemanden geschädigt zu haben, dann ist das im besten Fall realitätsfern, im schlimmsten Fall eine bewusste Fehlinformation. Dabei sollte man auch nicht vergessen, welches enorme Gefahrenpotential von diesem Kampfstoff ausgeht, der von der Polizei immer wieder so exzessiv benutzt wird. Auch am Wochenende mussten wir einen Patienten mit Krampfanfall nach Pfeffersprayeinwirkung behandeln.“

Insgesamt versorgte die Sanitätsgruppe Süd-West als Sanitätsdienst der Gegenproteste im Einsatzzeitraum ab 12:30 Uhr, dem Beginn der Gegenproteste, 107 Patienten. Darunter waren alleine 81 Betroffene des großzügigen Pfeffersprayeinsatzes der Polizei, von denen einer einen Krampfanfall erlitt. Es wurden 16 Kopfplatzwunden versorgt. 2 Patienten wurden mit Verdacht auf eine Extremitätenfraktur behandelt. 4 Patienten erlitten vermutlich eine Gehirnerschütterung.4 weitere Patienten wurden mit kleineren chirurgischen Wunden versorgt. Von den aufgeführten Patienten mussten 17 im Krankenhaus weiter behandelt werden. Einige davon wurden an den öffentlichen Rettungsdienst übergeben, andere v.a. mit nähbedürftigen Kopfplatzwunden zusammen mit Freunden selbstständig in die Klinik geschickt. Ein am Einsatz beteiligter Rettungsassistent erklärt dazu: „Die hohe Diskrepanz zu Zahlen des öffentlichen Rettungsdienstes erklärt sich vor allem aus den Standorten. In der Regel sieht der öffentliche Rettungsdienst die vielen Verletzten durch Pfeffersprayeinwirkung gar nicht, da er außerhalb des durch die Polizei festgelegten Gefahrenbereichs bleibt und damit fernab der Patienten. Kommt es nicht zu allergischen Reaktionen, Krampfanfällen oder ähnlichem, so besteht die Behandlung im Wesentlichen aus der Spühlung der Augen, die durch uns oder in Eigenregie vor Ort durchgeführt wird.“