Jahresrückblick 2024

Ein arbeitsreiches Jahr 2024 liegt nun hinter uns. Es war ein Rekordjahr mit mehr Einsätzen als je zuvor. Bereits zum Jahresbeginn kam es im Januar nach der Correktiv-Recherche zum Geheimtreffen mit AfD-Mitgliedern an vielen Ort zu großen antifaschistischen Demonstrationen, die wiederholt von uns sanitätsdienstlich begleitet wurden. Wir denken z.B. zurück an den unglaublich vollen Schlossplatz am 20. Januar in Stuttgart.

Doch auch im Februar riss die Welle an Einsätzen nicht ab. Es standen weitere große Kundgebungen gegen die AfD an. Unter dem Motto „Die rechte Welle brechen“ gingen am 24. Februar erneut eine fünfstellige Zahl Menschen in Stuttgart auf die Straße. Außerdem fand die alljährliche Demonstration gegen die NATO-Sicherheitskonferenz in München statt. Im Februar ist auch der Jahrestag der Bombardierung Pforzheims im 2 Weltkrieg, an dem es jedes Jahr eine ultrarechte Fackelmahnwache auf dem Wartberg gibt, die von Gegenprotesten begeleitet wird.

Der März begann für uns mit einem tollen WIZO-Konzert in Stuttgart. Es folgten erneut antifaschistische Proteste, der Bosch-Aktionstag der IG Metall, sowie der Ostermarsch.

Im April sicherten wir den Globalen Klimastreik von Fridays For Future in Stuttgart ab. Außerdem folgten erneut weitere Einsätze auf antifaschistischen Kundgebungen gegen den AfD-Frühjahrsempfang in Karlsruhe, eine AfD-Kundgebung in Pforzheim und eine AFD Veranstalung im Kursaal in Stuttgart Bad-Cannstatt.

Der Mai begann natürlich mit den Demonstrationen zum 1. Mai, dem Tag der Arbeiterklasse, in Stuttgart und Karlsruhe. Dabei mussten wir bei der revolutionären 1. Mai Demonstration in Stuttgart fast 100 Personen versorgen, nachdem die Demonstration von der Polizei gewaltsam gestoppt und eingekesselt worden war. Mehr dazu findet ihr in unserer Pressemitteilung Nr. 33.

Es folgten weitere Einsätze bei nicht-kommerziellen Kulturveranstaltungen, wie dem Beat for Freaks in Backnang oder dem Festival for Future in Wiesloch. Außerdem sicherten wir z.B. den Klimastreik von Fridays for Future vor der EU-Wahl und die Nakba-Demonstration in Stuttgart ab. „Nakba“ bezeichnet die Verteibung von Palästinenser*inne während des Palästina-Kriegs von 1947 bis 1949 mit den daraus resultierenden Folgen für die palästinensische Bevölkerung. Im weiteren Sinne steht das Wort auch für die anhaltende Unterdrückung des palästinensischen Volkes.

Auch im Juni folgten wieder weitere antifaschistische Versammlungen gegen die sogenannte Alternative für Deutschland. So beteiligten wir uns an der Absicherung der Proteste gegen den AfD-Bundesparteitag in Essen, bei dem es zu zahlreichen Verletzten kam. Außerdem begleiteten wir im Pride Month den Christopher Street Day in Schwäbisch Hall und die Critical Pride in Stuttgart.

Nachdem wir im Mai bereits ein stuttgarter Kickbox-Event abgesichert hatten, begann der Juli für uns mit einem Sanitätsdienst beim Kicken gegen Rassismus in Stuttgart. Besonders gerührt waren wir davon, dass uns die Veranstalter*innen bei der Siegerehrung einen Pokal für unsere Arbeit verliehen. Außerdem sicherten wir das „Kein Bock auf Nazis Festival in Kusel sanitätsdienstlich ab.

Auf den August freuen wir uns immer ganz besonders, denn dort findet jedes Jahr das Umsonst & Draußen Festival auf dem Festplatz Krehlstraße in Stuttgart-Vaihingen statt. Als 3 Tage lang liebevoll organisiertes Chaos wird das U&D immer wieder beschrieben, auf dem wir auch 2024 wieder die medizische Betreuung übernommen haben. Dabei ist das Festival nicht zuletzt deswegen ein Highlight unseres Jahres geworden, weil sich über die Jahre eine enge Freundschaft zwischen unserem Verein und dem UD-Plenum, welches das Festival organisiert, entwickelt hat.

Nachdem der August mit einer Demonstration für Versammlungsfreiheit in Karlsruhe geendet ist, folgten im September die antimilitaristischen Proteste vom Rheinmetall Entwaffnen Bündnis in Kiel. Dort fand nicht nur über mehrere Tage ein Protestcamp statt, sondern der Widerspruch gegen die Aufrüstung wurde an einem Aktionstag auch direkt zur dort ansässigen Rüstungsindustrie getragen. Der Oktober bildete danach jedoch das verspätete Sommerloch und blieb als einziger Monat unter vielen arbeitsreichen Monaten ohne Einsatz.

Im November folgten schließlich fünf Einsätze v.a. zu den Themen Antifaschismus und Sexismus, unter denen vor allem der Naziaufmarsch der NPD und „Die Rechte“ in Karlsruhe mit 15 Behandlungen hervorstach. Die NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) wurde 2023 als Abspaltung der Partei „Die Heimat“ wiedergeründet, die sich zuvor umbenannt hatte und ebenfalls NPD hieß.

Dabei übernahm die neue NPD vollständig das Parteiprogramm der „Heimat“ und wolle dieses konsequenter umsetzen. Damit bekennt sich auch die neue NPD vollumfänglich zu den Zielsetzungen, die bereits mehrfach vom Bundesverfassungsgericht als verfassungsfeindlich eingeordnet wurden.

Den Jahresabschluss macht bekanntlich der Dezember – diesmal mit einer Demonstration gegen die Kriminalisierung von Schwangerschaftabbrüchen in Karlsruhe, eine Solidaritätsdemonstration für Rojava in Stuttgart und dem traditionellen Knastspaziergang an Silvester in Heimsheim. Rojava wird der Westen Kurdistans genannt, der im Norden Syriens liegt.

Dort baut sich unter kurdischer Führung seit vielen Jahren eine demokratische Selbstverwaltung auf, an der Frauen gleichberechtigt teilnehmen und die Minderheiten und Ethnien einbindet und schützt. Seit der islamistischen Machtübernahme in Syrien kommt es aktuell vermehrt zu Angriffen durch das türkische Militär und islamistische Milizen auf dieses fortschrittliche Projekt, bei denen Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind. Beim traditionellen Knastspaziergang grüßt die linksradikale Bewegung seit Jahrzehnten politische Aktivist*innen, die Haftstrafen absitzen und spricht ihnen ihre Solidarität aus.

Auch im Hintergrund waren wir 2024 nicht untätig. Neben der notwendigen Modernisierung unseres Equipments, u.a. durch die Neuanschaffung von Einsatzrucksäcken, war der Fokus auf dem Aufbau einer eLearning-Plattform. Damit wollen wir zukünftig die interne Fortbildung und somit unsere Qualität im Einsatz weiter verbessern. Außerdem gab es Wechsel in der Vereinsleitung, die eine Einarbeitung neuer Mitglieder in diese Funktionen notwendig machte. Wir wollen uns an dieser Stelle aber auch bei jenen bedanken, die diese Stellen zuvor, teils über Jahre, zuverlässig ausgefüllt haben.


Die Einsatzstatistik

Das Jahr 2024 war ein Rekordjahr mit mehr Einsätzen als je zuvor. 52 Mal ging die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. in den Einsatz und sicherte vor allem Versammlungen nach dem Versammlungsgesetz und nicht kommerzielle Kulturveranstaltungen sanitätsdienstlich ab. Dabei zählten wir 399 Hilfeleistungen, die sich in 189 chirurgisch, 63 internistisch, 37 psychisch und 110 durch Reizgase bedingte Behandlungen aufteilten. Damit gab es in allen Kategorien eine Steigerung der Verletztenzahlen gegenüber des Vorjahres, die sich jedoch durch die Zunahme der Einsatzmenge erklären lässt. Bezüglich der Verletzungsschwere kann hingegen erfreulicher Weise ein Rückgang jener Patient*innen wahrgenommen werden, die zur Weiterbehandlung an den öffentlichen Rettungsdienst, ein Krankenhaus oder in eine andere ärztliche Versorgung übergeben werden mussten. Dies war im Jahr 2024 17 Mal der Fall.

Folgende Einsätze hatten mindestens 15 Hilfeleistungen:

  • März: WIZO-Konzert (16 Versorgungen) – Stuttgart
  • Mai: Revolutionäre 1. Mai Demonstration (97 Versorgungen) – Stuttgart
  • Juni: Proteste gegen AfD Bundesparteitag (55 Versorgungen) – Essen
  • Juli: Kicken gegen Rassismus (22 Versorgungen) – Stuttgart
  • August: Umsonst & Draußen Festival (101 Versorgungen) – Stuttgart
  • September: Rheinmetall Entwaffnen Camp & Proteste (24 Versorgungen) – Kiel
  • November: Proteste gegen Aufmarsch von NPD und Die Rechte (15 Versorgungen) – Karlsruhe

Die Finanzen

Wir möchten euch an dieser Stelle auch kurz darüber berichten, wie unser Verein finanziell dasteht. Auch wenn die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. das Jahr 2024 mit einem knappen Plus abschließen konnte, so ist dies aktuell alles andere als selbstverständlich. Nach wie vor kommt deutlich mehr als die Hälfte der Spendeneinnahmen von den Vereinsmitgliedern selbst, die sich nicht nur finanziell, sondern zusätzlich mit ihrer Arbeitskraft einbringen um unser Engagement zu ermöglichen. Dabei stoßen wir selbst unweigerlich an die Grenze dessen, was wir an Finanzen in den Verein einbringen können.

Gleichzeitig steigen die Kosten, sowohl für laufende Kosten, wie z.B. Verbrauchsmaterial, Mietnebenkosten und Versichernungen, als auch für notwendige Investitionen, wie die neue Rettungsrucksäcke im vergangenen Jahr, inflationsbedingt an. Obwohl wir neue Spender*innen hinzugewinnen konnten, sind auch alte Spender*innen, bei denen wo wir es wissen wegen ihrer eigenen wirtschaftlichen Situation, weggebrochen. Auch im kommenden Jahr stehen weitere wichtige Investitionen an. So muss z.B. die Plane unseres Zeltes für die große Sanitätsstation ersetzt werden, da sie inzwischen einige Löcher aufweist. Außerdem benötigt unser Material in Karlsruhe ein neues Lager, nachdem das alte kostenfreie Umzugsbedingt weggefallen ist. Hier müssen wir künftig mit Mietkosten rechnen, die aktuell nicht gegenfinanziert sind.

Daher möchten wir euch an dieser Stelle um eure Unterstützung bitten: Uns helfen besonders viele kleine regelmäßige Spenden per Dauerauftrag auf unser Vereinskonto (Sanitätsgruppe Süd-West e.V., IBAN DE92 6009 0100 0524 5980 02, BIC VOBADESS, Volksbank Stuttgart eG, Verwendungszweck: Spende). Dadurch bekommen wir Planungssicherheit für unsere laufenden Kosten. Vielleicht kennt ihr die eine oder andere Person, die ihr auf uns aufmerksam machen könnt oder habt selbst die Möglichkeit uns einige wenige Euros pro Monat zu spenden. Spendenbescheinigungen könne wir auf Anfrage ausstellen. Wir danken euch für eure Unterstützung und euer Vertrauen!


Einsatzstatistik 2023

Im Jahr 2023 waren wir insgesamt 34 mal im Einsatz. Dabei versorgten wir an 40 Einsatztagen insgesamt 328 Patientinnen (163x chirurgisch, 45x internistisch, 26x psychisch, 94x Reizgase). 29 Patientinnen mussten zur Weiterbehandlung an den öffentlichen Rettungsdienst, Krankenhäuser oder niedergelassene Ärzt*innen übergeben werden.

Einsätze mit höheren Patient*innen-Zahlen:

  • Januar: Großdemonstration und Proteste „Lützerath bleibt“ (53 Versorgungen) – Keyenberg
  • März: Proteste gegen AfD Landesparteitag (17 Versorgungen) – Offenburg
  • Mai: 1. Mai Demonstration DGB, antikapitalistischer Block (29 Versorgungen) – Stuttgart
  • Mai: Revolutionäre 1. Mai Demonstration (67 Versorgungen) – Stuttgart
  • Juni: Einjährige Jubiläumsfeier P8 (19 Versorgungen) – Karlsruhe
  • Juli: Kicken gegen Rassismus (27 Versorgungen) – Stuttgart
  • August: Umsonst & Draußen Festival (56 Versorgungen) – Stuttgart
  • September: Proteste und Aktionen gegen IAA (19 Versorgungen) – München

Auch im Jahr 2023 konnten wir weiter am Ausbau unserer kleinen Organisation arbeiten und uns sowohl organisatorisch, wie materiell weiterentwickeln. So war es uns u.a. möglich auf ein neues, moderneres IT-System zur Vereinsverwaltung und Einsatzplanung umzustellen. Besonders freut jedoch, wie gut die Zusammenarbeit unserer beiden Regionalgruppe in Stuttgart und Karlsruhe funktioniert. Wir bedanken uns außerdem bei allen Spender*innen, die unsere ehrenamtliche Arbeit mit ihren Spenden erst möglich gemacht haben und hoffen, dass ihr uns weiterhin treu bleibt.


Jahresrückblick 2021

Zum Jahreswechsel möchten wir zusammen mit euch einen Blick auf das vergangene Jahr werfen.

Wie schon das Jahr zuvor stand es wieder im Zeichen der COVID19-Pandemie, die auch für uns wieder einige Herausforderungen z.B. bezüglich des Infektionsschutzes bot. Während Anfang des Jahres die Impfung der lange ersehnte Ausweg aus der Pandemie zu sein schien und auch wir auf ein Ende hofften, zeigten die folgenden Monate, dass diese leider nicht wie erwartet angenommen wurde und viele Desinformationen Ängste zu schürten. Über ein Jahr nach der ersten Impfung ist daher leider immer noch ein relevanter Teil der Bevölkerung ungeimpft. Wir möchten daher zunächst dazu aufrufen, die Impfangebote zum Wohle von euch selbst und eurer Umgebung wahr zu nehmen.


Ein Rückblick in Zahlen

Im Jahr 2021 führte die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. 48 Einsätze mit 57 Einsatztagen durch. Dabei versorgten wir 377 Patient*innen und führten 588 Schnelltests auf COVID19 durch. Die Behandlungen untergliederten sich in 51% chirurgische Verletzungen, 29% internistische Behandlungen, 3% psychische Ausnahmesituationen, sowie 17% Reizgasverletzungen. In 22 Fällen war eine Weiterbehandlung durch den Rettungsdienst, im Krankenhaus oder in einer Arztpraxis notwendig. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte sich damit die Zahl der Einsätze und Einsatztage (41 Einsätze mit 43 Einsatztagen), sowie die Anzahl der behandelten Fälle (253 Versorgungen 2020) und die Zahl der Übergaben in eine Weiterbehandlung (10 Übergaben 2020) deutlich. Während der Anteil versorgter Reizgasverletzungen im Vergleich zu den vergangenen Jahren sehr gering ausfiel, nahm der Anteil chirurgischer Verletzungen 2021 deutlich zu.

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Mit 69% fand der Großteil der Einsätze der Sanitätsgruppe Süd-West in Baden-Württemberg, davon wiederum die Meisten im Großraum Stuttgart statt. Darüber hinaus erfolgte die überwiegende Anzahl Einsätze in den angrenzenden Bundesländern Hessen (11%), Rheinland-Pfalz (8%) und Bayern (4%). In Hamburg, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen erfolgte je ein Einsatz.


Januar 2021

Online-Mitgliederversammlung Januar 2021

Der erste Monat des Jahres 2021 wurde hauptsächlich zur Vereinsverwaltung genutzt. Er blieb der einzige Monat des Jahres 2021 ohne Einsatz. Arbeitsreich war er trotzdem. Schließlich wurde das neue IT-System unseres Vereins eingeführt und die Online-Mitgliederversammlung abgehalten. Zum neuen Jahr stehen außerdem weitere wichtige Aufgaben, wie die Erstellung der Spendenquittungen und der Abschluss der Buchführung an.


Februar 2021

Proteste gegen AfD-Demonstration in Schorndorf Februar 2021

Im Februar widmeten wir uns dann unserem Material. Regelmäßige Checks sind notwendig um alles in Schuss zu halten, auf Funktionstüchtigkeit zu überprüfen und verfallenes Verbrauchsmaterial zu ersetzen. Seit jeher gilt bei uns das Motto „Am Material darf es nicht scheitern!“, denn nur mit einer guten Ausrüstung können wir optimal helfen. Der Monat endete mit einem Tag, an dem gleich zwei Einsätze bei Protesten gegen rechte Demonstrationen in Pforzheim und Schorndorf parallel stattfanden.


März 2021

Anti-Atom-Demonstration Neckarwestheim März 2021

Der März schlug dann gleich mit 7 Einsätzen zu Buche bei denen allerdings nur 3 Patient*innen versorgt werden mussten. Wir durften mehrere antifaschistische Gegenproteste, die Anti-AKW Demonstration in Neckarwesten zum 10. Jahrestag der Fukushima-Katastrophe und die Frauenkampfdemonstration in Stuttgart zum 8. März begleiten. Außerdem sicherten wir die Menschenkette der IG Metall Baden-Württemberg zur Tarifrunde 2021 ab und waren bei zwei Demonstrationen gegen Polizeigewalt, Repression und für konsequenten Antifaschismus zu Gegen.


April 2021

Klimacamp am Dannenröder Forst April 2021

Auch der April blieb arbeitsreich. Bei 6 Einsätzen mussten wir 49 Patient*innen versorgen. Neben mehreren Gegenprotesten gegen die Querdenken-Bewegung, verbrachte ein Team von uns 10 Tage im Klimacamp am Dannenröder Forst. Dort behandelten sie nicht nur Patient*innen, sondern führten im Rahmen des Hygienekonzepts 553 Schnelltests auf COVID19 durch. Außerdem sicherten wir mehrfach Kundgebungen für wirksame Infektionsschutzmaßnahmen in Stuttgart ab.


Mai 2021

Einsatz am 1. Mai in Frankfurt a.M. Mai 2021

Am 1. Mai standen gleich 4 Einsätze an. So sicherten wir teilweise parallel Demonstrationen in Stuttgart, Waiblingen, Bingen am Rhein und Frankfurt a.M. ab. Dabei kam es in Frankfurt zu mehreren schwer verletzten Patient*innen durch Polizeimaßnahmen. Insgesamt war die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. im Mai sieben Mal im Einsatz, versorgte 30 Patient*innen und sicherte neben den Demonstrationen zum Kampftag der Arbeiterklasse bzw. Tag der Arbeit u.a. eine palästinensische Demonstration zum Tag der Nakba (deutsch Katastrophe – bezeichnet die Vertreibung von Palästinenser*innen) und die Demonstration anlässlich des 1. Todestags von George Floyd (starb 2020 durch Polizeigewalt in den USA) in Stuttgart ab.


Juni 2021

Fahrrademonstration von Frankfurt a.M. nach Hanau Juni 2021

Mit 3 Einsätzen und 19 Versorgungen könnte man den Juni schon fast als entspannt bezeichnen. Abgesichert wurden Gegenproteste gegen Querdenken in Karlsruhe und eine Fahrrad-Demonstration von Frankfurt a.M. nach Hanau zum Gedenken an den rechten Terroranschlag in Hanau 2020. Außerdem unterstützten wir das Hygienekonzept einer antimilitaristischen Friedenskonferenz mit einer Schnelltestaktion auf COVID19.


Juli 2021

Ende Gelände Camp in Brunsbüttel Juli / August 2021

Der Juli spaltete sich thematisch in Antifaschismus und Klimaproteste. Bei zwei 2 antifaschistischen Gegenprotesten (Reutlingen und Bingen am Rhein) und einer überregionalen antifaschistischen Demonstration in Freiburg mussten wir jeweils mehrere Verletzte versorgen. Außerdem sicherten wir das Klimacamp in Stuttgart ab und begannen unseren Einsatz auf dem Camp von Ende Gelände in Brunsbüttel. Die Bilanz: 202 Versorgungen in 5 Einsätzen (Ende Gelände Einsatz komplett eingerechnet).


August 2021

Fridays for Future Großdemonstration Frankfurt a.M. August 2021

Alle Einsätze im August fanden außerhalb von Baden-Württemberg statt. Zunächst beendeten wir unsere Betreuung des Ende Gelände Camps in Brunsbüttel um bereits eine Woche später die Proteste gegen einen Naziaufmarsch in Weimar abzusichern. Es folgten eine Fridays for Future Großdemonstration in Frankfurt a.M., sowie zwei Einsätze in Ingelheim am Rhein. Mit einer Demonstration gegen Polizeigewalt erinnerten die Demonstrant*innen dort an den Polizeieinsatz gegen antifaschistische Proteste ein Jahr zuvor, bei dem wir 116 Verletzte, hauptsächlich durch Polizeimaßnahmen bedingt, versorgen mussten. Eine Woche später folgte ein weitere Einsatz in Ingelheim bei antifaschistischen Gegenprotesten. Im August 2021 wurden durch unsere Sanitätskräfte 30 Patient*innen bei 4 Einsätzen versorgt. Außerdem fand ein weiterer großer Materialcheck statt und unsere neue Webseite mit angepassten Erste-Hilfe Informationen für Demo-Teilnehmer*innen ging online.


September 2021

Proteste gegen IAA in München September 2021

Im September ging der Einsatzbetrieb nahtlos weiter. Es reihten sich eine Antirepressionsdemonstration in Hamburg, die Proteste gegen die Internationale Automobilausstellung in München, das Beats for Freaks Festival in Backnang, die „Wir sind alle linx“-Großdemonstration in Leipzig und eine antifaschistische Demonstration zur Bundestagswahl in Mannheim aneinander. Bei den 5 Einsätzen wurden 31 Patient*innen versorgt. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie blieb das Beats for Freaks Festival des Jugendhaus Backnang leider die einzige nicht-kommerzielle Kulturveranstaltung, die wir in diesem Jahr absichern durften. Mitte des Monats konnten wir uns außerdem über neue Sanitätsrucksäcke freuen, die uns zukünftig auf unseren Einsätzen begleiten werden.


Oktober 2021

IG Metall Fairwandel Aktionstag in Stuttgart Oktober 2021

Weitere 5 Einsätze folgten im Oktober. Zunächst sicherten wir den Rheinmetall Entwaffnen Aktionstag in Oberndorf a.N. und eine Antirepressionsdemonstration in Nürnberg ab. Es folgten eine Reihe Demonstrationen in Stuttgart: Fridays for Future, „Linke Politik verteidigen“ und der IG Metall Fairwandel Aktionstag. Mit 6 Versorgungen blieben die Einsätze im Oktober vergleichsweise ruhig.


November 2021

Antifaschistische Gegenproteste in Remagen November 2021

Der November begann mit der Absicherung der kurdischen Demonstration zum Kobane-Tag in Stuttgart. Es folgte ein Sanitätsdienst bei Protesten gegen einen Naziaufmarsch in Remagen. Bei den beiden Einsätzen wurden in der Summe 6 Patient*innen versorgt. Außerdem intensivierten wir die Erstellung interner Fortbildungsunterlagen um 2022 mit einer strukturierten internen Ausbildung für den Demosanitätsdienst aufbauend auf allgemeinen Sanitätsausbildungen zu beginnen. Damit wollen wir unsere Einsatzkräfte noch besser auf medizinischen und taktischen Besonderheiten von Versammlungen vorbereiten und die Qualität unserer Versorgung weiter steigern.


Dezember 2021

Knastspaziergang in Stuttgart-Stammheim Dezember 2021

Der letzte Monat des Jahres endete ruhig mit zwei Einsätzen bei der Demonstration gegen die Innenministerkonferenz in Stuttgart und beim traditionellen Knastspaziergang in Stuttgart-Stammheim an Silvester (zur Solidaritätsbekundung an politische Gefangene). Wir mussten in diesem Monat lediglich eine Person behandeln. Erfreulicherweise fand sich außerdem eine Gruppen engagierter Menschen zusammen, die gewillt sind eine weitere Regionalgruppe unseres Vereins in Karlsruhe aufzubauen. Wir freuen uns darauf, dieses Projekt zusammen mit Ihnen im Jahr 2022 in Angriff zu nehmen.


Fazit

Auch im Jahr 2021 setzte sich der Trend der Vorjahre fort und wir konnten erneut die Zahl unserer Einsätze steigern um noch mehr Versammlungen abzusichern. Leider fielen erneut viele nicht-kommerzielle Kulturveranstaltungen der Corona-Pandemie zum Opfer, auf die wir uns sehr gefreut hätten. Vor allem das Umsonst & Draußen Festival in Stuttgart, welches wir normalerweise jedes Jahr absichern und das nun zum zweiten Mal ausfallen musste, vermissen wir schmerzlich und hoffen nun auf das Jahr 2022. Wir freuen uns, dass wir 2021 dazu nutzen konnten, unsere Vereinsstrukturen weiter zu verbessern und Infrastruktur aufzubauen, die uns auch die kommenden Jahre erhalten bleiben wird.

Wir bedanken uns bei den Kolleg*innen des öffentlichen Rettungsdienstes und den Mitgliedern anderer Demosanitätsgruppen, mit denen wir im Jahr 2021 zusammenarbeiten durften. Außerdem danken wir der Vielzahl der Veranstalter*innen und Demonstrationsteilnehmer*innen, die immer wieder ihr Vertrauen in uns setzten, sowie den Spender*innen die unsere Arbeit finanziell unterstützen und so erst möglich machen.


Jahresrückblick & Einsatzstatistik 2020

Das Jahr 2020 war in vielerlei Hinsicht ein Ungewöhnliches. Nachdem es mit einer Fülle von Einsätzen gestartet war, kam im März und April der Einbruch. Die Corona-Pandemie führte zur Absage fast aller Veranstaltungen. So entfielen nicht nur Demonstrationen, sondern wir sahen uns auch mit der Tatsache konfrontiert, dass die von uns abzusichernden Kulturveranstaltungen allesamt nicht stattfinden würden. Auch das jährliche Highlight unserer Sanitätsdienste, das Umsonst & Draußen Festival auf der Universitätswiese in Stuttgart-Vaihingen wurde abgesagt. Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das das Corona-bedingte Versammlungsverbot kippte, änderte sich die Situation schlagartig. Während Kulturveranstaltungen weiterhin abgesagt blieben, hatten wir im Mai und Juni 2020 je sieben Einsätze auf Demonstrationen und damit mehr denn je. Auch das restliche Jahr blieb arbeitsreich. Besonders bei einem Einsatz in Ingelheim kam es zu vielen Verletzten, als die Polizei Demonstrant*innen zunächst in einer Unterführung zusammendrängte und später Stunden lang in einem vorbereiteten Kessel festsetzte und attakierte (siehe Pressemitteilung). Insgesamt ergab sich ein Rekord an Einsätzen, die vor allem im Großraum Stuttgart und Rhein-Main-Gebiet stattfanden.

Einsatzstatistik 2020:
Im Jahr 2020 wurden von der Sanitätsgruppe Süd-West e.V. 253 Patient*innen bei 41 Sanitätsdiensten versorgt. Medizinische Gründe für die Behandlung waren in 76 Fällen chirurgische Verletzungen, in 137 Fällen Reizgaseinwirkungen (CS-Gas und Pfefferspray), in 24 Fällen internistische Notfälle und in 16 Fällen psychische Indikationen. 10 Patient*innen mussten an den Rettungsdienst übergeben oder im Krankenhaus weiter behandelt werden. Zum Vergleich wurden im Jahr 2019 von der Sanitätsgruppe Süd-West e.V. 333 Patient*innen bei 39 Einsätzen versorgt. Weiterbehandlungen durch Rettungsdienst oder Krankenhaus waren 2019 in 11 Fällen notwendig.


Jahresrückblick & Einsatzstatistik 2019

Das Jahr 2019 war ein Erfolgreiches für unseren Verein. Wir konnten einige neue und aktive Mitglieder gewinnen, sowie unsere neuen Vereinsräumlichkeiten beziehen, die unsere Arbeit auf eine deutlich bessere Grundlage stellen. Mit ca. doppelt so vielen Einsätzen wie in den Jahren zuvor konnten wir 2019 außerdem unser Engagement gezielt ausbauen. So schauen wir optimistisch in die Zukunft und freuen uns auf die kommenden Herausforderungen, die wir zusammen mit unseren lokalen und bundesweiten Partner*innen bestreiten werden.

Einsatzstatistik 2019:
Im Jahr 2019 wurden von der Sanitätsgruppe Süd-West e.V. 333 Patient*innen bei 39 Sanitätsdiensten versorgt. Medizinische Gründe für die Behandlung waren in 148 Fällen chirurgische Verletzungen, in 107 Fällen Reizgaseinwirkungen (CS-Gas und Pfefferspray), in 73 Fällen internistische Notfälle und in 5 Fällen psychische Indikationen. 11 Patient*innen mussten an den Rettungsdienst übergeben oder im Krankenhaus weiter behandelt werden. Zum Vergleich wurden im Jahr 2018 von der Sanitätsgruppe Süd-West e.V. 130 Patient*innen bei 21 Einsätzen versorgt. Weiterbehandlungen durch Rettungsdienst oder Krankenhaus waren 2018 in 4 Fällen notwendig.