Im Jahr 2023 waren wir insgesamt 34 mal im Einsatz. Dabei versorgten wir an 40 Einsatztagen insgesamt 328 Patientinnen (163x chirurgisch, 45x internistisch, 26x psychisch, 94x Reizgase). 29 Patientinnen mussten zur Weiterbehandlung an den öffentlichen Rettungsdienst, Krankenhäuser oder niedergelassene Ärzt*innen übergeben werden.
Einsätze mit höheren Patient*innen-Zahlen:
Januar: Großdemonstration und Proteste “Lützerath bleibt” (53 Versorgungen) – Keyenberg
März: Proteste gegen AfD Landesparteitag (17 Versorgungen) – Offenburg
Juli: Kicken gegen Rassismus (27 Versorgungen) – Stuttgart
August: Umsonst & Draußen Festival (56 Versorgungen) – Stuttgart
September: Proteste und Aktionen gegen IAA (19 Versorgungen) – München
Auch im Jahr 2023 konnten wir weiter am Ausbau unserer kleinen Organisation arbeiten und uns sowohl organisatorisch, wie materiell weiterentwickeln. So war es uns u.a. möglich auf ein neues, moderneres IT-System zur Vereinsverwaltung und Einsatzplanung umzustellen. Besonders freut jedoch, wie gut die Zusammenarbeit unserer beiden Regionalgruppe in Stuttgart und Karlsruhe funktioniert. Wir bedanken uns außerdem bei allen Spender*innen, die unsere ehrenamtliche Arbeit mit ihren Spenden erst möglich gemacht haben und hoffen, dass ihr uns weiterhin treu bleibt.
Am gestrigen Samstag sicherten unsere Einsatzkräfte zusammen mit weiteren Demosanitäter*innen die Proteste gegen den Landesparteitag der sogenannten “Alternative für Deutschland” in Offenburg ab. An den Protesten beteiligten sich laut Veranstalter*innen rund 1500 Menschen.
Zunächst startete um 11 Uhr die Demonstration des Deutschen Gewerkschaftbunds auf dem Marktplatz und führte bis zur Messe. Es folgten Protest vor der Halle, in der der Landesparteitag stattfand.
Im Anschluss begann eine weitere antifaschistische Demonstration. Kurz nach dem Start wurde diese durch die Polizei gestoppt. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstrierenden, bei denen es auf beiden Seiten zu Verletzten kam. Im Anschluss wurden die Demonstrant*innen von der Polizei über 6 Stunden bei schlechten Witterungsbedingungen in einem Polizeikessel festgehalten.
Unsere Einsatzkräfte mussten zusammen mit weiteren Demosanitäter*innen insgesamt 17 Patient*innen behandeln. Zwei Patient*innen wurden an den öffentlichen Rettungsdienst übergeben. Drei Weiteren wurde eine selbstständige Vorstellung in einem Krankenhaus empfohlen. Von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen.
Wir danken dem öffentlichen Rettungsdienst und den anderen Demosanitäter*innen für die gute Zusammenarbeit.
Im Jahr 2022 waren wir insgesamt 40 mal im Einsatz. Dabei versorgten wir an 47 Einsatztagen insgesamt 484 Patient*innen (140x chirurgisch, 120x internistisch, 32x psychisch, 192x Reizgase). 22 Patient*innen mussten zur Weiterbehandlung an den öffentlichen Rettungsdienst, Krankenhäuser oder niedergelassene Ärzt*innen übergeben werden.
Einsätze mit mehr als 15 Patient*innen waren:
Februar: Proteste gegen rechte Fackelmahnwache (67 Versorgungen) – Pforzheim
Mai: Revolutionäre 1. Mai Demonstration (16 Versorgungen) – Stuttgart
Juli: Demonstration gegen Alternative für Deutschland (17 Versorgungen) – Stuttgart
Juli: Proteste gegen Aufmarsch der “Neuen Stärke” (70 Versorgungen) – Mainz
August: Umsonst & Draußen Festival (152 Versorgungen) – Stuttgart
September: Proteste von “Rheinmetall Entwaffnen” (89 Versorgungen) – Kassel
Die Hintergrundarbeit des Jahres 2022 stand ganz im Zeichen des Aufbaus und der Ausstattung unserer neuen Regionalgruppe in Karlsruhe, die sich im Dezember 2021 gegründet hat. Wir freuen uns, dass diese inzwischen ihre Arbeit vollständig aufnehmen konnte und in der Lage ist Einsätze selbstständig mit eigenem Material durchzuführen. Wir bedanken uns bei allen Spender*innen, die diesen Aufbau möglich gemacht haben und hoffen, dass ihr uns weiterhin treu bleibt.
Heute sicherten unsere Sanitätskräfte parallel die antifaschistischen Proteste gegen den AfD-Landesparteitag in Stuttgart / Leinfelden-Echterdingen und gegen den Naziaufmarsch in Mainz ab.
Während es in Stuttgart weitgehend ruhig bleib und niemand von uns behandelt werden musste, kam es in Mainz zu einer hohen Zahl von verletzten Demonstrierenden, vor allem durch Polizeimaßnahmen. Unsere Sanitäter*innen versorgten insgesamt 70 Patient*innen (47x Pfefferspray, 20x chirurgisch und 3x internistisch). Insgesamt 9 Patient*innen mussten von uns in eine ärztliche Weiterbehandlung oder an den öffentlichen Rettungsdienst übergeben werden. Weitere Demosanitäter*innen anderer Gruppen und der öffentliche Rettungsdienst (mit Organisatorischem Leiter Rettungsdienst) waren vor Ort und versorgten weitere Patient*innen, sodass von einer deutlich höheren Gesamtzahl auszugehen ist.
Wir bedanken uns besonders beim öffentlichen Rettungsdienst und den vor Ort befindlichen Feuerwehrleuten, sowie den anderen beteiligten Demosanitäter*innen für die professionelle Zusammenarbeit zum Wohle der Patient*innen.
Wie in jedem Jahr, gab es auch heute wieder am 1. Mai einiges für uns zu tun. Unser Verein sicherte heute insgesamt 4 Demonstrationen in Stuttgart und Karlsruhe ab.
Zunächst begann der Tag mit der Absicherung der antikampitalistischen Blöcke auf den DGB-Demonstrationen in Stuttgart und Karlsruhe. Während es in Karlsruhe weitgehend ruhig blieb, mussten in Stuttgart 6 Patient*innen nach einem Polizeieinsatz versorgt werden.
Im Anschluss starteten in beiden Städten die revolutionären 1. Mai Demonstrationen. In Stuttgart beteiligten sich in diesem Jahr 800 Personen an der Demonstration. In Karlsruhe waren 300 Teilnehmer*innen dabei. In Stuttgart kam es dabei erneut durch Polizeimaßnahmen zu mehren Verletzten kam.
Im Anschluss verkaufte unser Verein Kartoffeln mit Dips auf dem 1. Mai Fest am Linken Zentrum Lilo Herrmann. Dabei wurde unser Stand so gut angenommen, dass er bereits nach kurzer Zeit ausverkauft war. Wir bedanken uns bei den Versorgern für ihre Unterstützung.
Zum Jahreswechsel möchten wir zusammen mit euch einen Blick auf das vergangene Jahr werfen.
Wie schon das Jahr zuvor stand es wieder im Zeichen der COVID19-Pandemie, die auch für uns wieder einige Herausforderungen z.B. bezüglich des Infektionsschutzes bot. Während Anfang des Jahres die Impfung der lange ersehnte Ausweg aus der Pandemie zu sein schien und auch wir auf ein Ende hofften, zeigten die folgenden Monate, dass diese leider nicht wie erwartet angenommen wurde und viele Desinformationen Ängste zu schürten. Über ein Jahr nach der ersten Impfung ist daher leider immer noch ein relevanter Teil der Bevölkerung ungeimpft. Wir möchten daher zunächst dazu aufrufen, die Impfangebote zum Wohle von euch selbst und eurer Umgebung wahr zu nehmen.
Ein Rückblick in Zahlen
Im Jahr 2021 führte die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. 48 Einsätze mit 57 Einsatztagen durch. Dabei versorgten wir 377 Patient*innen und führten 588 Schnelltests auf COVID19 durch. Die Behandlungen untergliederten sich in 51% chirurgische Verletzungen, 29% internistische Behandlungen, 3% psychische Ausnahmesituationen, sowie 17% Reizgasverletzungen. In 22 Fällen war eine Weiterbehandlung durch den Rettungsdienst, im Krankenhaus oder in einer Arztpraxis notwendig. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte sich damit die Zahl der Einsätze und Einsatztage (41 Einsätze mit 43 Einsatztagen), sowie die Anzahl der behandelten Fälle (253 Versorgungen 2020) und die Zahl der Übergaben in eine Weiterbehandlung (10 Übergaben 2020) deutlich. Während der Anteil versorgter Reizgasverletzungen im Vergleich zu den vergangenen Jahren sehr gering ausfiel, nahm der Anteil chirurgischer Verletzungen 2021 deutlich zu.
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Mit 69% fand der Großteil der Einsätze der Sanitätsgruppe Süd-West in Baden-Württemberg, davon wiederum die Meisten im Großraum Stuttgart statt. Darüber hinaus erfolgte die überwiegende Anzahl Einsätze in den angrenzenden Bundesländern Hessen (11%), Rheinland-Pfalz (8%) und Bayern (4%). In Hamburg, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen erfolgte je ein Einsatz.
Januar 2021
Online-Mitgliederversammlung Januar 2021
Der erste Monat des Jahres 2021 wurde hauptsächlich zur Vereinsverwaltung genutzt. Er blieb der einzige Monat des Jahres 2021 ohne Einsatz. Arbeitsreich war er trotzdem. Schließlich wurde das neue IT-System unseres Vereins eingeführt und die Online-Mitgliederversammlung abgehalten. Zum neuen Jahr stehen außerdem weitere wichtige Aufgaben, wie die Erstellung der Spendenquittungen und der Abschluss der Buchführung an.
Februar 2021
Proteste gegen AfD-Demonstration in Schorndorf Februar 2021
Im Februar widmeten wir uns dann unserem Material. Regelmäßige Checks sind notwendig um alles in Schuss zu halten, auf Funktionstüchtigkeit zu überprüfen und verfallenes Verbrauchsmaterial zu ersetzen. Seit jeher gilt bei uns das Motto “Am Material darf es nicht scheitern!”, denn nur mit einer guten Ausrüstung können wir optimal helfen. Der Monat endete mit einem Tag, an dem gleich zwei Einsätze bei Protesten gegen rechte Demonstrationen in Pforzheim und Schorndorf parallel stattfanden.
März 2021
Anti-Atom-Demonstration Neckarwestheim März 2021
Der März schlug dann gleich mit 7 Einsätzen zu Buche bei denen allerdings nur 3 Patient*innen versorgt werden mussten. Wir durften mehrere antifaschistische Gegenproteste, die Anti-AKW Demonstration in Neckarwesten zum 10. Jahrestag der Fukushima-Katastrophe und die Frauenkampfdemonstration in Stuttgart zum 8. März begleiten. Außerdem sicherten wir die Menschenkette der IG Metall Baden-Württemberg zur Tarifrunde 2021 ab und waren bei zwei Demonstrationen gegen Polizeigewalt, Repression und für konsequenten Antifaschismus zu Gegen.
April 2021
Klimacamp am Dannenröder Forst April 2021
Auch der April blieb arbeitsreich. Bei 6 Einsätzen mussten wir 49 Patient*innen versorgen. Neben mehreren Gegenprotesten gegen die Querdenken-Bewegung, verbrachte ein Team von uns 10 Tage im Klimacamp am Dannenröder Forst. Dort behandelten sie nicht nur Patient*innen, sondern führten im Rahmen des Hygienekonzepts 553 Schnelltests auf COVID19 durch. Außerdem sicherten wir mehrfach Kundgebungen für wirksame Infektionsschutzmaßnahmen in Stuttgart ab.
Mai 2021
Einsatz am 1. Mai in Frankfurt a.M. Mai 2021
Am 1. Mai standen gleich 4 Einsätze an. So sicherten wir teilweise parallel Demonstrationen in Stuttgart, Waiblingen, Bingen am Rhein und Frankfurt a.M. ab. Dabei kam es in Frankfurt zu mehreren schwer verletzten Patient*innen durch Polizeimaßnahmen. Insgesamt war die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. im Mai sieben Mal im Einsatz, versorgte 30 Patient*innen und sicherte neben den Demonstrationen zum Kampftag der Arbeiterklasse bzw. Tag der Arbeit u.a. eine palästinensische Demonstration zum Tag der Nakba (deutsch Katastrophe – bezeichnet die Vertreibung von Palästinenser*innen) und die Demonstration anlässlich des 1. Todestags von George Floyd (starb 2020 durch Polizeigewalt in den USA) in Stuttgart ab.
Juni 2021
Fahrrademonstration von Frankfurt a.M. nach Hanau Juni 2021
Mit 3 Einsätzen und 19 Versorgungen könnte man den Juni schon fast als entspannt bezeichnen. Abgesichert wurden Gegenproteste gegen Querdenken in Karlsruhe und eine Fahrrad-Demonstration von Frankfurt a.M. nach Hanau zum Gedenken an den rechten Terroranschlag in Hanau 2020. Außerdem unterstützten wir das Hygienekonzept einer antimilitaristischen Friedenskonferenz mit einer Schnelltestaktion auf COVID19.
Juli 2021
Ende Gelände Camp in Brunsbüttel Juli / August 2021
Der Juli spaltete sich thematisch in Antifaschismus und Klimaproteste. Bei zwei 2 antifaschistischen Gegenprotesten (Reutlingen und Bingen am Rhein) und einer überregionalen antifaschistischen Demonstration in Freiburg mussten wir jeweils mehrere Verletzte versorgen. Außerdem sicherten wir das Klimacamp in Stuttgart ab und begannen unseren Einsatz auf dem Camp von Ende Gelände in Brunsbüttel. Die Bilanz: 202 Versorgungen in 5 Einsätzen (Ende Gelände Einsatz komplett eingerechnet).
August 2021
Fridays for Future Großdemonstration Frankfurt a.M. August 2021
Alle Einsätze im August fanden außerhalb von Baden-Württemberg statt. Zunächst beendeten wir unsere Betreuung des Ende Gelände Camps in Brunsbüttel um bereits eine Woche später die Proteste gegen einen Naziaufmarsch in Weimar abzusichern. Es folgten eine Fridays for Future Großdemonstration in Frankfurt a.M., sowie zwei Einsätze in Ingelheim am Rhein. Mit einer Demonstration gegen Polizeigewalt erinnerten die Demonstrant*innen dort an den Polizeieinsatz gegen antifaschistische Proteste ein Jahr zuvor, bei dem wir 116 Verletzte, hauptsächlich durch Polizeimaßnahmen bedingt, versorgen mussten. Eine Woche später folgte ein weitere Einsatz in Ingelheim bei antifaschistischen Gegenprotesten. Im August 2021 wurden durch unsere Sanitätskräfte 30 Patient*innen bei 4 Einsätzen versorgt. Außerdem fand ein weiterer großer Materialcheck statt und unsere neue Webseite mit angepassten Erste-Hilfe Informationen für Demo-Teilnehmer*innen ging online.
September 2021
Proteste gegen IAA in München September 2021
Im September ging der Einsatzbetrieb nahtlos weiter. Es reihten sich eine Antirepressionsdemonstration in Hamburg, die Proteste gegen die Internationale Automobilausstellung in München, das Beats for Freaks Festival in Backnang, die “Wir sind alle linx”-Großdemonstration in Leipzig und eine antifaschistische Demonstration zur Bundestagswahl in Mannheim aneinander. Bei den 5 Einsätzen wurden 31 Patient*innen versorgt. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie blieb das Beats for Freaks Festival des Jugendhaus Backnang leider die einzige nicht-kommerzielle Kulturveranstaltung, die wir in diesem Jahr absichern durften. Mitte des Monats konnten wir uns außerdem über neue Sanitätsrucksäcke freuen, die uns zukünftig auf unseren Einsätzen begleiten werden.
Oktober 2021
IG Metall Fairwandel Aktionstag in Stuttgart Oktober 2021
Weitere 5 Einsätze folgten im Oktober. Zunächst sicherten wir den Rheinmetall Entwaffnen Aktionstag in Oberndorf a.N. und eine Antirepressionsdemonstration in Nürnberg ab. Es folgten eine Reihe Demonstrationen in Stuttgart: Fridays for Future, “Linke Politik verteidigen” und der IG Metall Fairwandel Aktionstag. Mit 6 Versorgungen blieben die Einsätze im Oktober vergleichsweise ruhig.
November 2021
Antifaschistische Gegenproteste in Remagen November 2021
Der November begann mit der Absicherung der kurdischen Demonstration zum Kobane-Tag in Stuttgart. Es folgte ein Sanitätsdienst bei Protesten gegen einen Naziaufmarsch in Remagen. Bei den beiden Einsätzen wurden in der Summe 6 Patient*innen versorgt. Außerdem intensivierten wir die Erstellung interner Fortbildungsunterlagen um 2022 mit einer strukturierten internen Ausbildung für den Demosanitätsdienst aufbauend auf allgemeinen Sanitätsausbildungen zu beginnen. Damit wollen wir unsere Einsatzkräfte noch besser auf medizinischen und taktischen Besonderheiten von Versammlungen vorbereiten und die Qualität unserer Versorgung weiter steigern.
Dezember 2021
Knastspaziergang in Stuttgart-Stammheim Dezember 2021
Der letzte Monat des Jahres endete ruhig mit zwei Einsätzen bei der Demonstration gegen die Innenministerkonferenz in Stuttgart und beim traditionellen Knastspaziergang in Stuttgart-Stammheim an Silvester (zur Solidaritätsbekundung an politische Gefangene). Wir mussten in diesem Monat lediglich eine Person behandeln. Erfreulicherweise fand sich außerdem eine Gruppen engagierter Menschen zusammen, die gewillt sind eine weitere Regionalgruppe unseres Vereins in Karlsruhe aufzubauen. Wir freuen uns darauf, dieses Projekt zusammen mit Ihnen im Jahr 2022 in Angriff zu nehmen.
Fazit
Auch im Jahr 2021 setzte sich der Trend der Vorjahre fort und wir konnten erneut die Zahl unserer Einsätze steigern um noch mehr Versammlungen abzusichern. Leider fielen erneut viele nicht-kommerzielle Kulturveranstaltungen der Corona-Pandemie zum Opfer, auf die wir uns sehr gefreut hätten. Vor allem das Umsonst & Draußen Festival in Stuttgart, welches wir normalerweise jedes Jahr absichern und das nun zum zweiten Mal ausfallen musste, vermissen wir schmerzlich und hoffen nun auf das Jahr 2022. Wir freuen uns, dass wir 2021 dazu nutzen konnten, unsere Vereinsstrukturen weiter zu verbessern und Infrastruktur aufzubauen, die uns auch die kommenden Jahre erhalten bleiben wird.
Wir bedanken uns bei den Kolleg*innen des öffentlichen Rettungsdienstes und den Mitgliedern anderer Demosanitätsgruppen, mit denen wir im Jahr 2021 zusammenarbeiten durften. Außerdem danken wir der Vielzahl der Veranstalter*innen und Demonstrationsteilnehmer*innen, die immer wieder ihr Vertrauen in uns setzten, sowie den Spender*innen die unsere Arbeit finanziell unterstützen und so erst möglich machen.
Am diesjährigen 1. Mai, bekannt als Tag der Arbeit oder Kampftag der Arbeiterklasse, sicherte die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. mehrere Demonstrationen in verschiedenen Städten sanitätsdienstlich ab – eine gemeinsame logistische und personelle Kraftanstrenung. Nun freuen sich unsere Einsatzkäfte auf ihr warmes Zuhause und ihr kuscheliges Bett. Im Folgenden wollen wir in Kürze von unseren Einsätzen berichten.
Demonstrationen zu 1. Mai in Stuttgart: Bereits früh trafen sich am heutigen Tage alle Einsatzkäfte aus Stuttgart in unseren Vereinsräulichkeiten. Mit der S-Bahn ging es zunächst zur Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in den Stadtgarten bei der Universität. Von dort lief die große Gewerkschaftdemonstration einmal über Theodor-Heuss-Straße, Arnulf-Klett-Platz und Hauptstätter-Straße um den Cityring, um dann ihre Demonstration wieder im Stadtgarten zu beenden. Kurz vor Ende der DGB-Demonstration spaltete sich spontan ein Demonstrationszug ab, der in einem Bogen zur Auftaktkundgebung der revolutionären 1. Mai Demonstration am Karlsplatz führte. Hier wurden um 12 Uhr zunächst einige Reden gehalten, bevor mit einer Performace der Aufzug begann.
Eine vierstellige Zahl Demonstrant*innen zog über den Charlottenplatz hinter dem Landgericht vorbei zum Kernerplatz. In unmittelbarer Nähe zum türkischen Konsulat fand die Zwischenkundgbeung statt. Anschließend wurde die Demonstration bis zum Stöckackplatz fortgesetzt, wo sie mit weiteren Redebeiträgen beendet wurde. Bei den Demonstrationen in Stuttgart wurden von unseren Teams lediglich 2 Bagatellverletzungen behandelt. Bemerkenswert ist im Nachhinein vor allem die im Vergleich zu den Vorjahren beachtliche, schätzungsweise mindestens 3 bis 4x so hohe, Teilnehmer*innenzahl bei der Revolutionären 1. Mai Demonstration und die realtiv geringe Polizeipräsenz.
1. Mai Demonstration in Bingen a.R.: Währenddessen hatte um 14 Uhr auch am Neff-Platz in Bingen am Rhein die Demonstration zum 1. Mai mit Redebeiträgen begonnen, die von einem weiteren unserer Teams abgesichert wurde. Mit einem kleinen Demonstrationszug ging es einmal im Kreis, unterbochen durch eine Zwischenkundgebung, durch die Bingener Innenstadt, bevor die Demonstration gegen 16 Uhr planmäßig mit wunderschöner Aussicht und Musik am Rhein-Nahe-Eck endete. Unsere Einsatzkräfte mussten nicht hier nicht medizinisch tätig werden.
Der 1. Mai in Waiblingen: Auch in Waiblingen wurde am 1. Mai demonstriert. Um 14:45 begann auf dem Marktplatz die Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) mit Redebeauf und Musik. Im Anschluss führte die Rote 1. Mai Demonstration die Teilnehmer*innen zunächst zu einer Zwischenkundgebung auf dem Alten Postplatz, bevor es über den Hauptbahnhof zum Gewerkschaftshaus der IG Metall ging, wo die Demonstration mit einer Abschlusskundgebung endete. In Waiblingen kam es durch unsere Sanitätskräfte lediglich zu einer medizinischen Beratung.
Revolutionärer 1. Mai in Frankfurt a.M.: Den Abschluss unseres Demomarathons stellte die Revolutionäre 1. Mai Demonstration in Frankfurt am Main dar. Gegen 18 Uhr versammelten sich eine vierstellige Zahl Teilnehmer*innen zu einer kurzen Auftaktkundgebung auf dem Opernplatz. Der Demonstrationszug führte im Anschluss über den Hauptbahnhof zur Gallusanlage. Hier kam es zu wiederkehrenden Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstrant*innen. Dabei wurden mehrere Demonstrationsteilnehmer*innen durch die Polizei verletzt. Unsere Sanitäter*innen behandelten insgesamt 21 Patient*innen, hauptsächlich mit chirurgischen Verletzungen und nach Pfeffersprayeinwirkung. Ein*e Patient*in wurde dabei so schwer verletzt, dass er*sie an den Rettungsdienst übergeben werden musste. Von einer hohen Dunkelziffer weiterer Verletzter ist auszugehen.
Nachtrag:
Dieses Video von Fridays for Future Frankfurt zeigt, mit welcher unverhältnismäßigen Gewalt die Polizei Frankfurt gegen Demonstrierende bei der Revolutionären 1. Mai Demonstration in Frankfurt vorging:
Heute am 1. Mai hat die Polizei Frankfurt brutal Menschen auf der zugehörigen Demo in Frankfurt zusammengeschlagen.
Währen sich Promis in Talkshows darüber beschweren, dass sie nichts mehr sagen dürfen, schlägt die Polizei Demos blutig. #TagderArbeit
Laut Presseberichten wird von der Polizei behauptet, wir hätten am Samstag jegliche Kooperation verweigert. Was unter dieser sehr allgemeinen und unkonkreten Aussage zu verstehen ist, ist uns schleierhaft. Wie wir bereits in unserer Pressemitteilung festhielten, verhielt sich die Polizei uns gegenüber weitgehend kooperativ, was natürlich auch nur möglich war, weil wir den gesamten Tag immer wieder in Kommunikation mit der Polizei standen. Selbstverständlich haben wir hierbei versucht die Versorgungssituation zu verbessern, wie es unsere Aufgabe ist. Es gab allerdings eine Situation, in der die Polizei unsere Verletztenablage überrannte und unsere Einsatzkräfte bedrohte.
Leider werden immer wieder unsere Verletztenzahlen angezweifelt. Dabei sollte klar sein, dass schnell viele betroffen sind, wenn mehrfach Pfefferspray gegen eine Menschenmenge eingesetzt wird. Der Einsatz von Pfefferspray wurde in der Pressemitteilung der Polizei ebenso bestätigt, wie der Einsatz von Schlagstöcken. Beides ist daher unstrittig. Im Internet finden sich diverse Videos, die dies ebenfalls belegen. Wie auf Sanitätsdiensten oft üblich führen unsere Teams Strichlisten über die von ihnen versorgten Patient*innen, die in grobe Kategorien (chirurgisch, internistisch, psychisch, Reizgase) unterteilt sind. Diese Zahlen werden anschließend zusammen getragen und mögliche Dopplungen ausgeschlossen. Daraus ergibt sich eine Statistik, die Grundlage unserer Veröffentlichungen ist. Zum Schutz der Identität unserer Patient*innen werden regelmäßig keine Dokumente über personenbeziehbare Daten angefertigt.
Update 1:
Der Polizeivizepräsident behauptet “Dagegen habe sich vor Ort lediglich ein verletzter Versammlungsteilnehmer zu erkennen gegeben und Erste Hilfe durch Polizeibeamte abgelehnt.”, bestätigt aber gleichzeitig den Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock.
Wir fragen uns: Was glaubt er, was passiert, wenn man Pfefferspray und Schlagstock einsetzt? Ja richtig, man verletzt Menschen damit! Zu erkennen waren diese Verletzte eindeutig – auch für die Polizei. https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/rhein-main/nach-polizeieinsatz-in-ingelheim-ermittlungen-gegen-beamte_22124373
Update 2:
“Die Rettungsleitstelle meldete laut Brühl keine Einsätze im Zusammenhang mit dem Demonstrationsgeschehen in Ingelheim.”
Die Verletzten wurden nicht vom Rettungsdienst, sondern von uns, dem Sanitätsdienst vor Ort versorgt.
Grundsätzlich halten wir uns als darauf spezialisierter Fachdienst deutlich näher am Geschehen auf und können direkt Verletzte versorgen, die der Rettungsdienst selbst nie zu Gesicht bekommt, da er aus Eigenschutz weit ab vom Geschehen steht oder erst anfahren muss.
Ingelheim, 15. August 2020, Am heutigen Samstag hatte die ultra rechte Partei “Die Rechte” zur Demonstration in Ingelheim aufgerufen. Nur eine Hand voll folgte dieser Einladung.
Die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. sicherte die Gegenproteste ab, an denen deutlich mehr Menschen teilnahmen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot um den Bahnhof Ingelheim im Einsatz. Bereits kurz nach Ankunft der gemeinsamen Zuganreise gingen die Beamt*innen mit Pfefferspray gegen Teilnehmende der Gegenproteste vor um diese zur Kundgebung in der Nähe des Bahnhofs zu treiben und sie dort geschlossen über den ganzen Nachmittag festzusetzen. Der Kundgebungsort war dafür bereits vorher mit Absperrungen präpariert worden. Im Verlauf dieser in Gewahrsamnahme setzte die Polizei mehrfach Pfefferspray und Schlagstock gegen Versammlungsteilnehmer*innen ein. Dabei überrannte die Polizei auch eine deutlich erkennbare Verletztenablage des Sanitätsdienstes, trat medizinisches Material durch die Gegend und bedrohte unsere Sanitätskräfte mit dem Schlagstock. Auch wenn sich die Polizei ansonsten unseren Einsatzkräften gegenüber weitgehend kooperativ zeigte, kritisieren wir diesen Angriff auf uns aufs Schärfste.
Insgesamt mussten unsere Sanitäter*innen heute 116 Verletzte versorgen, die Meisten aufgrund des Einsatzes von Pfefferspray (90 Versorgungen). Bemerkenswert ist die hohe Zahl von Panikattakten. Während eine LED Anzeige am Polizeifahrzeug dazu aufforderte 1,5 Meter Abstand zu halten, wurden der Raum für die Demonstrant*innen immer enger und die Brutalität der Polizeimaßnahmen trug zu Traumatisierungen bei, die von unserem Team für Psychosoziale Notfallversorgung behandelt werden mussten (12 Behandlungen). Wir zählten insgesamt 13 chirurgische Patient*innen und eine internistische Versorgung. Von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen.
Wir bedanken uns beim Deutschen Roten Kreuz, die mit mehreren Rettungswägen und einer Einsatzleitung vor Ort waren, für die gute Zusammenarbeit. Wir sind begeistert von der großen Solidarität und gegenseitigen Hilfsbereitschaft, die wir heute unter den Versammlungsteilnehmer*innen erfahren durften und ohne die die Verletztenversorgung deutlich schwieger geworden wäre.
Pforzheim, den 11. Mai 2019, Am heutigen Samstag trug ein breites Bündnis ihren Protest gegen den Aufmarsch der ultra rechten Partei “Die Rechte” auf die Straße. Dabei kam es in 2 Situationen zu Verletzten.
“Insgesamt mussten wir heute 19 Patient*innen behandeln. Davon erlitten 8 Demonstrant*innen chirurgische Verletzungen, meist durch Schlagstockeinsatz. 10 weitere Protestierende mussten wegen Pfefferspray behandelt werden. Eine weitere Person begab sich aufgrund einer internistischen Problematik in unsere Behandlung. 2 der verletzten Personen mussten mit dem Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht werden.”, fasst unser Einsatzleiter den heutigen Tag zusammen.
Während unsere Einsatzkräfte den Tag über ohne Behinderungen ihrer Arbeit nachkommen konnten, kam es zum Ende des Einsatzes doch noch zu einer unerfreulichen Situation. Polizeieinsatzkräfte stießen einen Sanitäter eine Treppe runter, der sich nur deshalb nicht verletzte, weil er von anderen Personen aufgefangen wurde. Außerdem wurde er mit einem Schlagstock geschlagen. Ein solches Vorgehen gegen Sanitäter im Hilfseinsatz ist völlig inakzeptabel und zu verurteilen.