Sanitätsdienst beim Beats for Freaks

Am vergangenen Wochenende waren wir nicht nur bei den Protesten gegen die IAA im Einsatz.

Wir betreuten außerdem, wie schon in den vergangenen Jahren (ausgenommen 2020 aufgrund Covid19), das Beats for Freaks Festival des selbstverwalteten Jugendhaus Backnang. Dafür bauten wir unsere kleine Sanitätsstation auf. Es gab 3 kleinere Behandlungen. Unser Team führte außerdem 20 Covid19-Schnelltests durch.


Kundgebung gegen Ausgangssperre

Heute sicherten wir zum 3. Mal die Kundgebung gegen die Ausgangsbeschränkungen auf dem Marienplatz in Stuttgart ab. Mit Abstand und Maske wollten die Veranstalter*innen mit ihrem Protest ein Zeichen für sinnvolle Infektionsschutzmaßnahmen statt Symbolpolitik setzen.

Morgen werden wir in verschieden Städten Demonstrationen zum 1. Mai absichern.


Eilmeldung: Sanitäter angegriffen!

Die Polizei geht aktuell gegen eine Demonstration gegen die Ausgangssperren in Stuttgart vor. Dabei wurde eine Einsatzkraft von uns während der medizinischen Behandlung von der Polizei angegriffen. Das Team befindet sich nun in einem Kessel, wo es zusammen mit den Demonstrant*innen festgesetzt wurde. Die Polizei behauptet entgegen einem Präzedenzurteil des Landgerichts Berlin, dass unsere Sanitätskräfte Versammlungsteilnehmer*innen seien.

Die Teilnehmer*innen der Versammlung fordern wirksame Infektionsschutzmaßnahmen auch in der Wirtschaft statt einer immer größeren Beschränkung des Privatbereichs, während in Betrieben kein verbindlichen Infektionsschutzregeln herrschen.


COVID-19 Abstrichaktion auf dem Klimacamp

Seit dem 09. April sichern wir zusammen mit der Santifa das Klimacamp am Dannenröder Forst sanitätsdienstlich ab. Teil des Hygiene-Konzepts sind auch Schnelltests auf den Coronavirus, die u.a. von uns durchgeführt werden. Der Einsatz auf dem Klimacamp wird noch bis zum 18. April dauern.


„Klare Kante gegen Rechts“ – Einsatz bei Kundgebung gegen „Querdenken711“

Mit ausreichend Abstand und Masken versammelten sich am heutigen Samstag eine dreistellige Zahl Teilnehmer*innen im Kurpark von Bad-Cannstatt, um rechten Verschwörungstheoretikern nicht das Feld zu überlassen. Eine Reihe von Organisationen, darunter auch Ver.di und die Linkspartei, hatten unter dem Motto „Solidarität. Freiheitsrechte. Klare Kante gegen Rechts.“ zu der Kundgebung aufgerufen, die nicht nur als Gegenprotest zur „Querdenken711“-Kundgebung auf dem Cannstatter Wasen fungierte, sondern auch eigene Themen setzte und insbesondere die aktuelle Situation von vielen Beschäftigten hervor hob.

Die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. begleitete die Kundgebung sanitätsdienstlich, musst aber nicht tätig werden. Besonders freute uns, dass sich fast alle Teilnehmer*innen äußerst vernünftig verhielten. Abstandsregeln und das Tragen von Masken erschienen wie selbstverständlich.


Einsatz bei Protesten gegen Querdenker-Kundgebung

Bei der sogenannten Querdenker-Kundgebung versammelten sich auf dem Cannstatter Wasen ab 15:00 Uhr am heutigen Samstag eine vierstellige Zahl von Verschwörungstheoretiker*innen und Rechten, um unter anderem gegen die bestehenden Kontaktbeschränkungen in der Corona-Pandemie zu demonstrieren. Bei der dicht gedrängten Menschenmasse konnte von Infektionsschutzmaßnahmen keinerlei Rede sein. Trotzdem ließ die Polizei die immer größer werdende Personengruppe gewähren und setzte in der Zeit, in der wir vor Ort waren, keine Infektionsschutzmaßnahmen durch.

Die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. sicherte ab 14:00 Uhr die antifaschistischen Gegenproteste ab. Zunächst fand eine angemeldete Kundgebung am Cannstatter Bahnhof statt. Anschließend zogen die Gegendemonstrant*innen in einer spontanen Demonstration zum Cannstatter Wasen, um die dort Anwesenden mit ihrem Protest direkt zu konfrontieren. Sowohl während der Kundgebung, als auch während der Demonstration trugen fast alle Teilnehmenden eine Maske und hielten Sicherheitsabstände zu anderen Teilnehmenden ein (siehe Bilder). Mit Megafon-Durchsagen wurden die Demonstrant*innen immer wieder an das Einhalten der Abstände erinnert. Als sich der Cannstatter Wasen zunehmend füllte, durch eine zunehmende Vermischung des Gegenprotests mit der Querdenker-Kundgebung Abstände nicht mehr eingehalten werden konnten und auch das Konfliktpotential stieg, zog sich die antifaschistische Demonstration zurück und löste sich am Cannstatter Bahnhof auf. Unsere Einsatzkräft mussten im Laufe ihres Einsatzes nur eine Bagatellverletzung versorgen.


Einsatz auf der Revolutionären 1. Mai Demonstration 2020

Lange hätte es niemand für möglich gehalten, doch nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das das generelle Versammlungsverbot während der Corona-Pandemie kippte, konnte nun doch eine Revolutionäre 1. Mai Demonstration in Stuttgart stattfinden. Schon im Vorfeld legten die Veranstalter*innen großen Wert auf den Infektionsschutz. Ob in den Videos zur Mobilisierung oder in den Aufrufen der verschiedenen beteiligten Gruppen, fast überall hatte das Thema einen hohen Stellenwert. Abstand halten und Maske tragen war die Divise und ein klares Zeichen der Solidarität.

Soweit uns bekannt, war es heute die erste Demonstration seit Beginn der Kontaktbeschränkungen, die stattfand. Ein Erfahrungsschatz bestand also nicht. Trotzdem mangelte es den Organisator*innen nicht an Umsetzungs-Ideen. So diente beispielsweise eine seitliche Orientierungsschnur mit Markierungen dazu einen ausreichenden Abstand zwischen den Reihen auf der Demonstration einzuhalten. Dass dies trotz großer Mühen nicht immer überall einwandfrei klappte, war angesichts der großen Zahl an Teilnehmenden durchaus verständlich. Mit 200 Demonstrant*innen hatte man gerechnet, da man davon ausgegangen war, dass viele aufgrund der Corona-Pandemie daheim bleiben würden. Letzten Endes waren es ungefähr drei mal so viele, die sich heute auf dem Marktplatz in Stuttgart einfanden.

Besonders bemerkenswert finden wir die Tatsache, dass die Veranstalter*innen nicht die Mühe gescheut haben, in der vergangenen Woche massenhaft rote Stoffmasken zu nähen, die bei der Auftaktkundgebung kostenlos verteilt wurden (Siehe Bild). Sie prägten nicht nur das Bild der diesjährigen Demonstration und setzten so ein Zeichen, dass Versammlungsrecht und Infektionsschutz kein Gegensatz sein müssen, sondern stehen auch nach der Demonstration weiter im Alltag zur Verfügung um sich und die Mitmenschen zu schützen.

Die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. sicherte die revolutionäre 1. Mai Demonstration mit mehreren Teams sanitätsdienstlich ab. Dabei kam es zu keinen nennenswerte Vorfällen. Insgesamt mussten lediglich 2 kleine Bagatellverletzungen versorgt werden. Durch eine Händewaschstation haben auch wir unseren Beitrag dazu geleistet, das Infektionsrisiko zu reduzieren.

Für die Zukunft bleibt festzuhalten: Infektionsschutz und Versammlungsfreiheit sind nicht zwingend ein Gegensatz. Doch aus den nun ersten Erfahrungen muss gelernt werden, was gut lief und was verbessert werden kann. Denn nur das Beste ist grade gut genug, wenn es um Menschenleben geht.


Information zur 1. Mai Demostration 2020 in Stuttgart

Auch in diesem Jahr wird es in Stuttgart eine revolutionäre 1. Mai Demonstration geben. Nachdem das Bundesverfassungsgericht ein generelles Versammlungsverbot aufgrund der Corona-Pandemie gekippt hat, kann diese nun unter besonderen Infektionsschutzmaßnahmen und mit verkürzter Route stattfinden. Wir werden die Demonstration mit mehreren Teams sanitätsdienstlich begleiten. Wenn unsere Hilfe benötigt wird, sind wir unter 0170 831 831 5 erreichbar. Bei schweren Notfällen bitte zusätzlich einen Notruf unter 112 absetzen.

Zum Ablauf:
Zunächst findet von 12.00 Uhr bis 13:00 Uhr eine Kundgebung auf dem Marktplatz statt. Während der gesamten Versammlung müssen alle Teilnehmer*innen einen Abstand von 1,5 Metern zueinander und von 2 Metern zu Passant*innen einhalten. Maximal 2 Personen (außer aus dem selben Haushalt) dürfen beieinander stehen. Anschließend erfolgt die Aufstellung der Demonstration mit 3 Leuten pro Reihe im 1,5 Meter Abstand. Um 13:30 läuft die Demonstration mit verkürzter Route zum Marienplatz, wo sie gegen 14:15 Uhr planmäßig enden soll. Wir bitten alle Teilnehmer*innen Hinweise der Ordner*innen zu beachten.

Zum Infektionsschutz:
– Abstand halten ist das Gebot in der Pandemie. Keine Infektionsschutzmaßnahme ist wichtiger und verringert effektiver Übertragungswege. Das gilt natürlich auch für Versammlungen.
– Das Tragen einer Maske ist ein effektiver zusätzlicher Schutz sowohl für einen selbst, als auch für den Gegenüber. Dabei kann die Bedeckung von Mund und Nase alleine nicht ausreichend das Abstandhalten zu anderen Personen ersetzen. Es ist nur eine zusätzliche Sicherheit, vor allem für Situationen, in denen ein ausreichender Abstand nicht gewährleistet werden kann. Im Sinne des Infektionsschutzes ist aktuell das Vermummungsverbot nach §17a Absatz 2 Nr. 1 des Versammlungsgesetzes teilweise ausgesetzt. Soweit sich die Bedeckung des Gesichts auf den Mund-Nasen-Schutz beschränkt und die Augen- und Stirn-Partie deutlich erkennbar ist, ist während der Gültigkeit der Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg dieser Tatbestand nicht erfüllt.
– Um Infektionswege weiter einzudämmen ist es weiter sinnvoll auf eine ausreichende Hygiene der Hände zu achten. Dabei sollte es im öffentlichen Raum vor allem vermieden werden, sich ins Gesicht zu fassen, auch wenn dies immer wieder sehr viel Disziplin abverlangt. Grundsätzlich sollte man nur Gegenstände anfassen, die man unbedingt anfassen muss. Hände waschen, vor allem nach dem Heim kommen stellt eine effektive Reduktion der Erregerzahl auf den Handflächen dar. In diesem Zusammenhang raten wir von der Verwendung von Einmalhandschuhen ab. Sie bieten im Alltag länger getragen keinen Schutz und führen durch Sorglosigkeit eher zum Gegenteil.
– Für Rückfragen zum Infektionsschutz auf Demonstrationen stehen wir gerne zur Verfügung.


Infektionsschutz auf Einsätzen bei Demonstrationen

Nachdem das Bundesverfassungsgericht das allgemeine Versammlungsverbot aufgrund der Coronavirus-Pandemie gekippt hat, ist ab sofort wieder mit Demonstrationen und Kundgebungen und somit mit Einsätzen für uns Demosanitäter*innen zu rechnen. Daher haben wir, um uns und die Versammlungsteilnehmer*innen möglichst effektiv zu schützen, heute Infektionsschutzregeln für unsere kommenden Einsätze festgelegt. Dabei steht nicht zuletzt der Umgang mit den knappen Ressourcen an Masken und Desinfektionsmittel im Vordergrund, aber auch der Umgang mit möglicherweise infizierten Einsatzkräften oder mit Risikogruppen.

Genau beobachten wir aktuell auch, wie sich die rechtliche Lage im Bezug auf die Genehmigung von Versammlungen und die Auflagen der Behörden zum Infektionsschutz entwickelt.


Es ist Zeit für Solidarität!

Aktuell ist der Coronavirus überall das Hauptthema. Die Timlines sind voll von guten und weniger guten Ratschlägen, von Informationen und Fehlinformationen. Wir haben uns bis jetzt bewusst nicht zum Coronavirus geäußert, um die Panik nicht weiter anzufachen. Gute Ratschläge von Händewaschen bis Abstandhalten haben wir alle schon zu Hauf gelesen.

Doch nun wollen wir einige grundlegende Feststellungen treffen:

1) Warum ist der Coronavirus überhaupt so ein Problem?
Schaut man sich die aktuellen Zahlen an, so wird man eine große Varianz in den Sterblichkeitsraten des Coronavirus feststellen (teilweise weit oberhalb, teils weit unterhalb der Sterblichkeiten der letzten Grippeausbrüche). Im Schnitt liegen diese gerade weltweit bei 3,7% aller positiv Getesteten (China 3,9%, Italien ca. 7%, Deutschland 0,2% – Stand 14.03.2020). Natürlich handelt es sich hierbei nur um einen aktuellen Stand bei vielen noch nicht endgültig abgelaufenen Erkrankungen. Trotzdem lässt es eine gewisse Einordnung der Lage zu, wenn man diese Zahlen mit der jeweiligen Situation vor Ort in Verbindung bringt. Denn diese Zahlen hängen unmittelbar von den medizinsichen Versorgungsmöglichkeiten vor Ort ab. Momentan ist in Deutschland nachwievor eine gute individuelle intensivmedizinische Versorgung für alle Erkrankten möglich. In Italien hingegen übersteigt die Zahl der Patienten inzwischen deutlich die Kapazitäten der Kliniken. Drastische Einsparungen der letzten Jahre wirken sich nun negativ aus und fordern konkret Menschenleben. Auch in Deutschland hat mit der Umstellung auf das Fallpauschalenmodell schon vor vielen Jahren ein Abbau der Kapazitäten begonnen, der nach wie vor andauert. Erst 2019 veröffentlichte die Bertelsmannstiftung eine Studie in der 50% der Klinikkapazitäten als überflüssig deklariert wurden. Wie falsch sie damit liegen, können wir heute live miterleben, doch die Politik sprang sofort drauf an. Daher heißt es nun aus den Folgen zu lernen und den weiteren Abbau von Kliniken endgültig zu stoppen. Gesundheit ist keine Ware, beste medizinische Versorgung ist ein Menschenrecht!

2.) Aktuell befinden wir uns in der Situation, dass sich der Coronavirus nicht länger durch einzelne Quarantänemaßnahmen einschränken lässt. Diese Maßnahmen waren bei geringen Fallzahlen durchaus sinnvoll. Inzwischen allerdings geht es nunmehr darum die in Italien bereits existente Überforderung des Gesundheitssystems in Deutschland zu verhindern. Dazu bedarf es einer Mitarbeit von uns allen:
– Viele einfache Erkältungen brauchen keine besondere medizinische Betreuung. Viele Infektionen verlaufen harmlos oder sogar symptomfrei. Lasst die Kapazitäten von der Hotline bis zum Krankenhaus denjenigen, die sie wirklich benötigen. Bleibt wenn ihr krank seit zuhause und trinkt einen Tee und holt euch dann Hilfe, wenn ihr sie wirklich braucht.
– Dem oben erwähnten Kapazitätenmangel in Krankenhäusern die schon zu normalen Zeiten mit voll belegten Betten und nicht besetzten Stellen arbeiten, lässt sich vor allem dadurch begegnen, dass die wenigen schweren Fälle nacheinander und nicht alle zeitgleich abgearbeitet werden können. Dann haben wir in Deutschland die besten Voraussetzungen dafür, dass Coronavirusinfektionen bestmöglich therapiert werden können. Um dies zu erreichen, sollten Übertragungswege reduziert werden. Das bedeutet konkret: Es ist Zeit für Solidarität! Als junger und gesunder Mensch muss man sich kaum Sorgen machen (eine Panik ist nicht angebracht), doch wir alle sind Überträger*innen. Lasst uns gemeinsam jene schützen, die anfällig sind, indem wir alle unnötigen Sozialkontakte vermeiden (z.B. telefonieren statt treffen, Veranstaltungen verschieben, etc.) und so die Übertragung verlangsamen.

Hinterfragt kritisch alle Informationen und informiert euch auf seriösen Quellen, zum Beispiel direkt beim Robert-Koch-Institut:
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html

Update – Wie kommen wir auf die Zahlen:

Beispielrechnung Deutschland:
3156 bestätigte Infizierte
8 Todesfälle
100/3156*8=0,2

Dabei ist wie schon im Text angedeutet nicht berücksichtigt, dass viele Erkrankungen noch nicht auskurriert sind und so noch tötlich enden können. Genausowenig ist die Dunkelziffer von Infizierten, die keine oder nur geringe Symptome aufweisen und nicht getestet wurden, berücksichtigt. Auch die zukünftige Entwicklung mit ggf. Überforderung des Gesundheitssystems oder eben auch nicht, ist in der Momentaufnahme nicht berücksichtigt. Entsprechend können sehr unterschiedliche Zahlen je nach Hochrechnungsmodell kursieren. Wir haben bewusst einfach die Rohdaten genommen, nichts hochgerechnet und eine Momentaufnahme verwendet.