Erste Hilfe Workshop auf Demonstrationen

Gestern haben wir „Widersetzen Ulm“ für einen Erste Hilfe Workshop besucht. In dem 5-stündigen Workshop durften die Teilnehmer*innen sich mit verschiedenen typischen und wichtigen medizinischen Notfällen im Versammlungskontext auseinander setzen und praxisnah lernen, wie sie medizinische Hilfe leisten können.

Wir freuen uns, dass wir mit diesem Workshop unser neues Konzept für Erste Hilfe Workshops erstmals umsetzen konnten. Die Befähigung von Teilnehmer*innen von Demonstrationen und Aktionen zur Selbsthilfe sehen wir als essentiellen Bestandteil unseres multimodalen Sanitätsdienstkonzeptes an. Mehr dazu und wie ihr selber bei medizinischen Notfällen helfen könnt, findet ihr auf unserer Webseite: https://demosanitaeter.com/erste-hilfe-auf-demonstrationen/


Mad Pride Day Stuttgart

Am gestrigen Samstag sicherten wir den ersten Mad Pride Day in Stuttgart als Sanitätsdienst und mit Psychosozialer Notfallversorgung (PSNV) ab. An der Demonstration für die Akzeptanz und Inklusion von Menschen mit psychischen Erkrankungen beteiligte sich eine niedrige dreistellige Anzahl Personen. Im Anschluss ging es im CVJM Haus u.a. mit einer Podiumsdiskussion und anschließender Live-Musik weiter.


Demonstrationen für den Frieden

Am vergangenen Donnerstag versammelten sich weltweit Menschen um gegen die Kriegsverbrechen der israelischen Regierung in Gaza zu demonstrieren. Aktueller Anlass war das Entern der Schiffe der Gaza-Hilfsflotte durch die israelische Armee. Auch in Karlsruhe demonstrierten am 2. Oktober ca. 400 Personen. Wir begleiteten die Demonstration sanitätsdienstlich.

Am Tag darauf folgte die Absicherung der Großdemonstration „Nie wieder Krieg – die Waffen nieder!“ in Stuttgart, zu der ein breites Bündnis aus fast 500 Initiative, Organisationen und Parteien aufgerufen hatte. Rund 15.000 Teilnehmer*innen setzten ein Zeichen gegen die aktuell zunehmende Militarisierung der Gesellschaft und den Aufrüstungskurs der Bundesregierung.


„Es langt!“ Demo in Göppingen

Gestern haben wir die „Es langt!“ Demonstration in Göppingen sanitätsdienstlich abgesichert. Ca. 200 Menschen protestierten gegen den Rechtsruck, der sich auch in Göppingen bemerkbar macht. Dort kommt es immer wieder zu Angriffen auf migrantische, queere und links gelesene Personen.

Wir hatten drei kleinere Behandlungen.


Sanitätsdienst beim Rheinmetall Entwaffnen Camp

Die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. sicherte von Dienstag den 26.08.2025 bis Sonntag den 31.08.2025 zusammen mit weiteren Demosanitäter*innen u.a. aus München und Mannheim das Protestcamp und die Aktionen des Bündnisses „Rheinmetall Entwaffnen“ sanitätsdienstlich ab. Dabei betrieben wir auf dem Camp mit mehr als 1000 Teilnehmer*innen eine Sanitätsstation und begleiteten Blockadeaktionen der Rüstungsindustrie, Demonstrationen und andere Aktionen rund um das Camp. Bei der Abschlussdemonstration am Samstag nahmen rund 3000 Demonstrierende Teil. Die Polizei stoppte im Verlauf die Demonstration und hielt einen Teil der Demonstrant*innen über Stunden in einem Polizeikessel fest. Aufgrund des brutalen Vorgehens kam es den ganzen Nachmittag, Abend und Nacht immer wieder zu Verletzten. Für ausführlichere Informationen verweisen wir auf unsere separate Pressemitteilung.

Insgesamt behandelten wir über die Woche zusammen mit anderen Demosanitäter*innen zusammen 371 Patient*innen, die sich wie folgt aufteilen:

  • 227 chirurgische Behandlungen
  • 68 Behandlungen wegen Pfefferspray
  • 58 internistische Behandlungen
  • 18 psychische Behandlungen

14 Patient*innen wurden an den öffentlichen Rettungsdienst übergeben. 14 Mal wurden Patient*innen eigenständig in ein Krankenhaus geschickt. In 7 Fällen wurden den Patient*innen eine Vorstellung in einer Arztpraxis angeraten.

Die Patient*innen teilen sich auf folgende Behandlungsorte auf:

  • 218 Behandlungen im Camp (172x chirurgisch, 41x internistisch, 4x Pfefferspray, 1x psychisch – davon 9x Krankenhaus, 7x Arztpraxis, 1x Rettungsdienst | davon 88x in Zusammenhang mit Demonstration am Samstag – 84x chirurgisch, 4x Pfefferspray – 8x Krankenhaus, 1x Rettungsdienst)
  • 6 Behandlungen bei Aktionen unter der Woche (3x chirurgisch, 2x internistisch, 1x psychisch)
  • 147 Behandlungen bei Demonstration Samstag (64x Pfefferspray, 52x chirurgisch, 16x psychisch, 15x internistisch – davon 12x Rettungsdienst, 1x Polizist an Polizeiärztlichen Dienst, 5x Krankenhaus)

Unser eingesetzter Notarzt P. Vlatten ordnet die Zahlen ein: „Es ist normal, dass sich bei einem Camp mit über 1000 Personen, das fast eine Woche lang geht, auch Behandlungen ergeben. Wir hatten Wespenstiche, aufgerissene Füße durch Heringe, Schnitte im Finger und Vieles mehr. Würden die Zahlen bei 100 Behandlungen liegen, so wäre dies unserer Erfahrung noch relativ normal gewesen. Doch sie liegen deutlich höher. Auch wenn die Behandlungen auf den Aktionen unter der Woche selbst wenige waren, so kamen doch einige Leute im Camp danach mit Verletzungen durch die Polizei zu uns. Die Demonstration am Samstag mit Behandlungen vor Ort und von Personen, die danach ins Camp zurück kamen, ließ die Zahlen aber explodieren. So verzeichnen wir eine Zahl an Behandlungen und auch Übergaben an Rettungsdienst, Krankenhäuser und Arztpraxen, die ungewöhnlich hoch ist. Besonders die vielen Schläge auf den Kopf, die zu Verletzungen führten und die Berichte über sexualisierte Gewalt während Polizeimaßnahmen machen uns Sorgen für die Zukunft.“


Pressemitteilung Nr. 36: Unverhältnismäßige Polizeigewalt bei Rheinmetall Entwaffnen Demonstration

Köln, den 01. September 2025, Die Sanitätsgruppe Süd-West e.V. sicherte am Samstag, den 30. August 2025 die Abschluss-Demonstration des „Rheinmetall Entwaffnen“-Bündnisses in Köln sanitätsdienstlich ab. Dabei wurde sie von Demosanitäter*innen aus München, Mannheim, Frankfurt, Wien und Köln/Bonn unterstützt. Rund 3000 Personen beteiligten sich an der teilweise als Parade geplanten Demonstration, die vom Heumarkt zunächst zum Chlodwigplatz und dann weiter zur Konrad-Adenauer-Kaserne laufen sollte und gemeinsam mit dem Friedensforum Köln veranstaltet wurde. Die Demonstration war im Vorfeld zusammen mit dem Rheinmetall Entwaffnen Camp, das die Woche über stattgefunden hatte und ebenfalls u.a. von der Sanitätsgruppe Süd-West e.V. abgesichert wurde, zunächst verboten worden. Letztinstanzlich wurde das Verbot jedoch gekippt, sodass die Demonstration und das Camp stattfinden konnten. Als Sanitätsdienst begleiteten wir die Demonstration von außerhalb mit mehreren Teams fußläufig.

Bereits bei der Auftaktkundgebung, ab 14:30 Uhr auf dem Heumarkt, kam es ohne ersichtlichen Grund und ohne Ankündigung zu erster körperlicher Gewalt durch die Polizei gegen friedliche Demonstrationsteilnehmer*innen. Als die Demonstration im Anschluss an die Kundgebung loslaufen wollte, folgte zunächst eine längere Blockade durch die Polizei mit wechselnden Begründungen bezüglich angeblichen Auflagenverstößen. Nach Beginn der Demonstration wurde diese auch im weiteren Verlauf mit ähnlichen, nicht nachvollziehbaren Begründungen immer wieder von der Polizei gestoppt. Am Holzmarkt kam es zu einer Aktion, bei der der revolutionäre Block mit einem großen Transparent überspannt und anschließend kurzzeitig Pyrotechnik gezündet wurde. Daraufhin wurde die Demonstration erneut gestoppt, durfte dann aber zunächst weiterlaufen.

Der Einsatzleiter des Sanitätsdienstes D. Hartmann fasst die weiteren Geschehnisse zusammen: „In der Mechtildisstraße kesselte die Polizei den revolutionären Block ein und setzte nach kurzer Zeit Pfefferspray und Schlagstöcke gegen die Teilnehmer*innen ein. Dabei kam es zu einer größeren Anzahl Verletzter, die durch den Demosanitätsdienst versorgt werden mussten. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten unsere Einsatzkräfte keinerlei Angriffe auf die Polizei sehen.“ Die Gewalt ging unseren Beobachtungen nach von den Polizeibeamt*innen aus. Ab diesem Zeitpunkt bestand dauerhaft bis in die Morgenstunden ein Polizeikessel, der anfänglich mehrere hundert Personen umfasste. Gegen die Demonstrant*innen im Kessel und außerhalb wurde im Verlauf immer wieder massive körperliche Gewalt durch die Polizei eingesetzt, sodass es bis ca. 05:00 Uhr morgens zu weiteren Verletzten kam. Unser Notarzt vor Ort P. Vlatten beschreibt seine Erlebnisse: „Es war unerträglich von außen mit ansehen zu müssen, wie die Polizei über Stunden hinweg auf friedliche Menschen einschlägt und eine Person nach der anderen gewaltsam aus der Demonstration zerrt. Ich bin seit über einem Jahrzehnt als Sanitäter und später als Notarzt auf Demonstrationen im Einsatz, war bei G20, Blockupy und vielen weiteren Protesten, doch diese Brutalität im Vorgehen über Stunden hinweg habe ich noch nie erlebt. Mir gehen diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf.“

Die sanitätsdienstliche Versorgung der Verletzten wurde durch die Polizei im Großteil der Fälle ohne Behinderung zugelassen. Verletzte Personen konnten aus der gekesselten Demonstration gebracht und in einer Verletztenablage erstversorgt werden, die durch den öffentlichen Rettungsdienst anfahrbar war. Trotzdem kam es in Einzelfällen zu Behinderungen durch die Polizei:

  • In einem Fall ließen die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) NRW zeitweise unseren Einsatzleiter und zwei weitere Sanitäter*innen nicht mehr aus dem Kessel mit der Begründung man habe nur gefragt, ob man rein dürfe, nicht ob man auch wieder raus darf.
  • Beim Transport einer verletzten Person mit dem Tragetuch wurden wir von Demonstrationsteilnehmer*innen unterstützt, die beim Tragen der verletzten Person und unseres Sanitätsrucksacks unterstützen. Beim Passieren der Polizeikette wurde die demonstrierende Person, die den Sanitätsrucksack trug, plötzlich vom BFE NRW gewaltsam ergriffen. Dabei fiel der Sanitätsrucksack zu Boden und es kam zu einer Gefährdung der übrigen Helfer*innen und Sanitätskräfte, sowie der verletzten Person.
  • Der Abtransport von Verletzten wurde teilweise durch Personalienfeststellungen und Erkennungsdienstliche Maßnahmen verzögert.
  • Bei mehreren Patient*innenbehandlungen blieben die Polizeibeamtinnen trotz mehrfacher Aufforderung Abstand zu halten so nah an den Patientinnen stehen, dass die Behandlung dadurch behindert wurde. In einem Fall kommentierten sie die Aufforderung mit der Aussage, es sei ihnen doch egal, ob die Behandlung dann länger dauere. Dann würden sie eben länger da stehen. Außerdem wurde unserem Notarzt durch einen dieser Beamt*innen mitgeteilt, dass es sich bei Panikattacken nicht um richtige medizinische Notfälle handeln würde, die einer Behandlung bedürfen.
  • In einer Situation musste eine nach Schlägen bewusstlos am Boden liegende Person aus dem Kessel heraus gerettet werden. Obwohl die Person am Boden lag und Sanitätskräfte im Kessel damit beschäftigt waren diese für die Rettung auf ein Tragetuch zu bringen, schlug die Polizei weiter auf die friedlichen Demonstrierenden ein, um Personen aus dem Kessel ziehen zu können. Dabei kam es zu einer unmittelbaren und vollkommen unnötigen Gefährdung der eingesetzten Sanitätskräfte und der verletzten Person.

Wir möchten an dieser Stelle klarstellen, dass nicht alle Polizeibeamt*innen an Behinderungen des Sanitätsdienstes beteiligt waren und sich der Großteil den Sanitätskräften gegenüber korrekt verhalten hat.

Wir möchten an dieser Stelle die große Hilfsbereitschaft hervorheben, die uns die ganze Nacht über begegnet ist. Anwohner*innen haben ihre Toiletten zur Verfügung gestellt und den eingekesselten Personen Wasserflaschen aus den Fenstern zugeworfen. Uns wurde durch nicht eingekesselte Demonstrantinnen und Anwohnerinnen immer wieder Getränke für uns und unsere Patient*innen gebracht. Ebenso haben wir mehrfach Essen bekommen, um uns selbst über die Nacht versorgen zu können. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bedanken.

Insgesamt hatte der Sanitätsdienst während der Demonstration und Kesselsituation 147 Behandlungen. Unsere Rekonstruktion ergab folgende Aufteilung:

  • 64x Pfefferspray
  • 52x chirurgisch
  • 16x psychisch
  • 15x internistisch

12 verletzte Demonstrant*innen wurden dem öffentlichen Rettungsdienst (Berufsfeuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund) übergeben. Ein verletzter Polizist wurde dem Polizeiärztlichen Dienst (PÄD) zugeführt. 5 Personen wurde angeraten selbstständig eine Notaufnahme eines Krankenhauses aufzusuchen. Von einer hohen Dunkelziffer an Leichtverletzten ist auszugehen.

Ab Beginn der Demonstration kam es auch in der Sanitätsstation auf dem Camp zu einem erhöhten Patient*innenaufkommen durch Personen, die von der Demonstration zurück in das Camp kamen. Insgesamt 88 Behandlungen im Camp stehen in unmittelbarem Zusammenhand mit der Polizeigewalt auf der Demonstration. Diese teilen sich wie folgt auf:

  • 84x chirurgisch
  • 4x Pfefferspray

Davon wurden 8 Personen in ein Krankenhaus geschickt. 1 Person wurde an den öffentlichen Rettungsdienst übergeben.

Abschließend möchten wir uns bei allen Sanitätskräften und Organisationen aus Haupt- und Ehrenamt bedanken, die mit uns diesen schweren Einsatz gemeistert haben.


Kurzinformation zu Behandlungszahlen bei Rheinmetall Entwaffnen

1. Aktionen unter der Woche:
insgesamt 6 Behandlungen (3x chirurgisch, 2x internistisch, 1x psychisch)

2. Parade / Demonstration am Samstag:
insgesamt 147 Behandlungen (64x Pfefferspray, 52x chirurgisch, 16x psychisch, 15x internistisch | davon 13x Rettungsdienst, 5x Krankenhaus selbstständig)

3. Sanitätsstation im Camp:
insgesamt 218 Behandlungen, davon rund die Hälfte nach und während der Parade / Demonstration (1x öffentlicher Rettungsdienst)

Summe insgesamt:  371  Behandlungen

(Von einer hohen Dunkelziffer am Samstag ist auszugehen.)


Sanitätsstation bei Rheinmetall Entwaffnen Camp

Seit gestern sichern wir zusammen mit den Demosanitäter*innen aus München das Rheinmetall Entwaffnen Camp in Köln sanitätsdienstlich ab. Bis Sonntag sind wir vor Ort für kleinere Verletzungen und hoffentlich keine größeren Notfälle. Hier stellen wir euch kurz unsere Sanitätsstation vor.


Demonstration gegen Versammlungsverbot

Am gestrigen Samstag sicherten wir zusammen mit dem Demosanitäter*innen aus München die Demonstration gegen das Verbot des Camps des Bündnisses „Rheinmetall Entwaffen“ in Köln ab. Das Camp soll nächste Woche in Köln stattfinden und wurde von der Polizei im Vorfeld verboten. Eine erste Instanz bestätigte das Verbot. Kurz vor der Demonstration kam dann jedoch die gute Nachricht: in zweiter und letzter Instanz wurde das Verbot vor Gericht gekippt, sodass das Camp nun wie geplant stattfinden kann. An der Demonstration, die vom Hauptbahnhof zur Camp-Fläche zog, beteiligten sich trotzdem mehrere hundert Personen um ein Zeichen gegen die Einschränkung der Versammlungsfreiheit zu setzen. Wir hatten zwei kleinere Behandlungen.

Wir bedanken uns bei den Demosanitäter*innen aus München für die gute Zusammenarbeit und freuen uns darauf nächste Woche gemeinsam das Camp und die abschließende Demonstration und Parade abzusichern.